Volltext: Zwei Jahre italienischer Krieg

teidigt, daß die Italiener die Unmöglichkeit, sie zu durchbrechen, 
bald einsahen und sich von neuem der Isonzofront zuwerdeten. 
So beginnt abermals das Ringen um den Weg nach Triest. 
Vom Juli angefangen bis zum Ende des Jahres tobte eine große 
Schlacht, die sich allerdings durch die Pausen, in denen die Italiener 
sich notgedrungen erholen und ihre zusammengeschossenen Ver¬ 
bände neu ordnen und ausfüllen mußten, in die sechste, siebente, 
achte und neunte Isonzoschlacht zerlegen läßt. Alle diese Kämpfe 
boten stets das gleiche Bild. Immer wieder wurden die Massen, die 
Cadorna gleich einem Paternosterwerk gegen die österreichisch¬ 
ungarischen Stellungen heranbrachte, nach einem einleitenden 
Trommelfeuer zum Sturme vorgeworfen. Von der Methode, auf 
die der italienische Generalissimus zu Beginn des Feldzuges so stolz 
gewesen, war nicht mehr viel zu merken. Seine ganze Methode 
bestand einfach darin, daß er rücksichtslos, beinahe noch rücksichts¬ 
loser als seine Vorbilder Joffre und Brussilow, die Söhne seines 
Landes in das vernichtende Feuer der Verteidiger schleuderte. Die 
Erfolge, die er auf diese Weise erzielte, sind so gering, daß man 
unwillkürlich die Langmut und Leichtgläubigkeit des italienischen 
Volkes bewundern muß, das so geduldig die ihm auferlegten schweren 
Opfer an Blut und Gut trägt, ohne von seinen Machthabern Rechen¬ 
schaft darüber zu verlangen. Zu Beginn des Krieges hätte man 
ihm versprochen, in einem Triump^zuge, der seinesgleichen in der 
Weltgeschichte nicht haben wird, das befreite Südtirol, die Perle 
der Adria, Triest, Dalmatien und die Herrschaft über die Adria 
zu Füßen zu legen. Nun als gegen Ende des Jahres der Lärm der 
neunten Isonzoschlacht verklungen war, standen die Italiener nicht 
näher an Triest als zu Beginn des Feldzuges. Einen kurzen Moment 
der Freude hatte es für das enttäuschte Land gegeben, als im August 
die österreichisch-ungarische Heeresleitung, der die Rücksicht auf 
ihr Menschenmaterial immer eines der vornehmsten Gebote der 
Kriegführung war, darauf verzichtete, die Trümmerstätte, die einst 
den Namen Görz getragen, noch länger zu verteidigen. Natürlich 
bauschte die Kriegspartei in Italien Und die ihr dienende Presse 
,,Die Eroberung von Görz“ zu einer militärischen Großtat aller¬ 
ersten Ranges auf, aber nach nicht allzu langer Zeit mußte selbst 
ein so kriegshetzerisches Blatt wie der ,,Popolo dTtalia“ zugeben, 
daß die Erwartungen, die man an die Einnahme von Görz geknüpft 
hatte, nicht in Erfüllung gegangen wären. Über diese Etappe kam 
,,der italienische Vormarsch auf Triest“ nicht hinaus und geriet 
abermals ins Stocken. Wohl wurde auf der Karsthochfläche im 
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