Volltext: Zur heimatkundlichen Auswertung der Kirchenbücher (6 / 1935)

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schon am Vortag ins Schiff gekommen, nun folgen die große 
Waage, Rechnungsbücher, Wechselgeld und Proviant. Noch 
werden die Kinder der Arbeiter, denen die Fahrt ein Fest 
bedeutet, und etwaige Gäste, welche auch „die Reise“ mit— 
machen wollen, auf und zwischen den Fässern verstaut End— 
lich ist's so weit! Alle Mann sind an Bord, die Stricke um 
die Reitstecken werden gelockert, Bretter und Pfosten ein— 
gezogen, die Taue von zwei am Ufer stehenden Helfern ge— 
löst und auf das Kommando „Los in Gotts Nam!“ mit ge— 
schickter Hand auf das vorsichtig in die Strommitte steuernde 
Fahrzeug geschleudert. Ein braver Schiffmann vom alten 
Schrot und Korn betet beim Antritt jeder Fahrt ein „Vater 
unser“ und so üben auch unsere Reisenden den schönen alten 
Brauch, denn der herrliche Strom hat seine Gefahren und 
nicht umsonst sagt ein altes Sprichwort: Das Wasser hat 
keine Balken! Die Strommitte ist gewonnen und stolz und 
unternehmungslustig gleitet der Trauner durch die im ersten 
Morgenlichte erglänzende Landschaft. Zur Linken grüßt 
das stattliche Sarmingstein mit dem alten Ruinenturm und 
seinen schönen Patrizierhäusern, rechts säumen die dunklen 
Nadelbestände der Schwarzwänd das Ufer. Hie und da spie⸗ 
geln sich freundliche Häuschen in der heut so klaren Flut. 
Und schon nach halbstündiger Fahrt ist das Ziel erreicht das 
kleine, einsame, aber einst so belebte Freynstein, überragt 
von dem Burgfelsen der Feste, die dem rtchen Namen und 
Entstehung gab und deren eingiger Überrest, der fünfeckige 
Wartturm, ernst und träumend ins Tal niederschaut. Heute 
gehts aber auch hier lebhafter zu. Schon kann man am 
Üfer Fuhrwerke aller Art erblicken, vom einfachen Hand⸗ 
karren bis zum festen Ochsengespann oder stolzen Pferde— 
fuhrwerk. Nach glücklich bewerkstelligter Landung kommt 
der geschäftliche Teil. Der Reihe nach betreten die Käufer 
das Schiff; der Kalk wird nach Metzen ausgewogen, in die 
mitgebrachten Säcke geleert, das Geld in Empfang genom— 
men, eine neue Bestellung gemacht. In drei bis vier Stun— 
den ist das Geschäft zur allgemeinen Zufriedenheit abge— 
wickelt. Die Beteiligten stärken sich an den mitgebrachten 
Vorräten und bald knarren die Fuhrwerke wieder den stei— 
len Neustadtlergraben hinan. Der Trauner bekommt nun 
seine Vorspann, es werden durchwegs Ochsen genommen 
wegen der langsamen und gleichmäßigen Gangart. Der 
Schindlauer vom Langgries wartet schon mit seinem Paar 
und jetzt gehts langsam, langsam stromauf, immer hart am 
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