Volltext: Zur heimatkundlichen Auswertung der Kirchenbücher (6 / 1935)

— 6 — 
alter sehr häufig voorkamen. wie Wolfs und Wolfgang oder 
die weiblichen Wandula und Ainbet die jedoch später von 
anderen wie Josef Franz Maria Theresia Gertrude usw. 
verdrängt wurden Eine über ganz Österreich sich erstreckende 
Auswertung der Kirchenbücher würde der Darstellung der 
allgemeinen Geschichte eine völlig neue und gesicherte 
Grundlage bieten.— 
Das Fremoͤwort in unserer Mundart 
Franz Jäger, Gallneukirchen 
Wie die anderen deutschen Mundarten hat auch die 
unsere in vielen Fällen deutsche Wörter geschaffen oder 
behalten, wo die Schriftsprache Wörter aus fremden 
Sprachen benützt. Der Mundartredende spricht von Lun— 
gensucht und von der hinfallenden Krankheit, 
der andere nennt dieselben Krankheiten Tuber kuhbose 
und Epilepsie, aber besser werden sie durch diese „vor— 
nehmen“ Namen nicht. Dem Bauern schmecken seine deut— 
schen Erdäpfel ebenso gut wie dem Städter seine ita— 
lienischen Kartoffeln, und wenn sich einer verstellt, 
damit er straffrei, bleibt, weil er en amsing unr i ch⸗ 
tig ist, so braucht er gar nichts anderes tun als der 
andere, der simuliert, der also quasi abnorma l 
ist. In Schubladkasten kann man sein Bindel 
ebenso ordentlich aufbewahren wie in der Ko mmode 
seine Krawatte. Bei einem Umgang kann man ge— 
nau so andächtig sein wie bei einer Proze ssion. Und 
in einem Geschäft kann sich die Stadt da me eine Kom— 
bination nicht verläßlicher reservieren lassen, als 
die Bauers frau sich ei Allsenand aufheben läßt. 
Diese Beispiele ließen sich noch fortsetzen, aber dennoch 
würde man stark irren, wenn man glauben wollte, daß 
die Mundart frei wäre von Fremdwörtern. Nein, sie 
finden sich auch in den Mundarten, u. zw. in viel größerem 
Ausmaße, als man auf den ersten Blick meinen könnte. 
Aber die mundartredenden Menschen behandeln das 
eindringende fremde Wort gang anders als der nach der 
Schrift redende, besonders der gebildete Mensch oder der, 
der gebildet scheinen möchte. Diese bemühen sich ängstlich.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.