Volltext: Es werde Licht! 1. Jahrgang Folge 1. (1. Jahrgang. Folge 1. / 1917)

Seite 2. 
Es werde Licht!' 
Nr. 1. 
Warum sollte da gerade das Gebiet der christlichen Religion davon verschont 
bleiben? Jede Entartung zeitigt Rückgang. Und das, was heute von einzelnen 
kirchlichen Genossenschaften als „Christentum" geboten wird, dürfte wohl kein ver¬ 
nünftig denkender Christ als Lehre dessen ansehen, der da gesagt hat: „Ich bin der 
Weg, die Wahrheit und das Leben I" — Nicht die Lehre Jesu hat versagt, 
sondern das, was man dem Volke als seine Lehre bot: ein Wust von Frömmelei 
und Andächtelei, von Aberglauben uud Wundersucht u. a. m. — Daß da viele 
den Glauben verloren haben an die Lehren einzelner christlicher Kirchen, die in den 
jetzigen Zeiten ihre Unfähigkeit so glänzend bewiesen haben, dem Christenvolke den 
Frieden zu erhalten oder den verlorenen bald wieder zu erwerben, finden wir leicht 
begreiflich. Sehr zu begrüßen im Interresse aufsteigender Kultur ist der mannhafte 
Entschluß, den viele Tausende bereits durchführten, sich ohne Rücksichtnahme auf 
Familien- oder sonstige Verhältnisse Religionsgenossenschaften anzuschließen, in denen 
die reine Lehre Christi ohne Trübung und Fälschung als Labetrunk jenen gerne 
geboten wird, die Sehnsucht haben nach religiöser Freiheit und Wahrheit, 
— nach Licht! — 
Lichtstrahlen religiöser Aufklärung und damit Wiederbelebung wahrhaft alt¬ 
christlichen Empfindens und altchristlicher Glaubens- und Gewissensfreiheit nach 
neuzeitlichem Geiste sollen vorliegende Blätter sein und den Beweis erbringen, daß 
wohlverstandenes Christentum auch heute seine segenspendende Kraft und Fülle für 
den einzelnen sowohl als auch für die Gesamtheit noch nicht verloren hat. — Wir 
sind uns bewußt, daß wir einen heißen Stand haben werden gegen verknöcherte 
Ueberlieferungen, — aber: die W a h r h e i t und Klarheit über Alles! — 
Es werde Licht! 
Das alt-katholische Bekenntnis. 
Auf meinen vielen Dienstreisen hatte ich oft Gelegenheit, die Wahrnehmung 
zu mache», daß es selbst Leuten, die sich zu den Gebildeten rechnen, vollständig 
unbekannt war, was „alt-katholisch" für eine Religion, oder besser gesagt, für eine 
Konfession (Bekenntnis) sei. — Daß die große Masse darüber vollständig im Un¬ 
klaren ist, ist leicht erklärlich, da sie ja absichtlich in Unkenntnis des Genaueren 
gehalten und höchstens mit dem mageren Worte abgespeist wird: „Altkatholiken 
sind Abtrünnige, sind Ketzer!" — Es wäre mir eine freudige "Genugtuung, wenn 
nachstehende Zeilen dazu beitragen würden, weiteren Kreisen genaue Kenntnis zu 
verschaffen von unserer Kirche, die das Ideal des unvergeßlichen Volkskaisers, 
Josef II, verkörpert, der einst sagte: „ . . . und ich hoffe mein Volk zu überzeugen, 
daß es katholisch bleiben könne, ohne römisch zu sein..." 
Der § { der vom Ministerium für Kultus und Unterricht am (8. Oktober 
(877 genehmigten Synodal- und Gemeindeordnung der alt-katholischen Kirche in 
Oesterreich lautet: „Diejenigen Katholiken, welche die auf dem sogenannten 
vatikanischen Konzile, Session IV, in der päpstlichen Bulle „pastor astsrrms" neu 
aufgestellten Lehren von der Unfehlbarkeit des Papstes und seiner Allgewalt über 
die ganze Kirche verwerfen, bilden die Religionsgesellschaft unter der Benennung: 
Alt-katholische Kirche." 
Daraus geht hervor, daß (. die Alt-Katholiken Katholiken sind, 2. daß sie 
die neuen Lehren des Papstes von seiner eigenen Unfehlbarkeit und bischöflichen 
Allgewalt nicht annehmen, sondern bei jenem alten, katholischen Glauben 
verharren, den Großväter und Urgroßväter bekannt haben, 3. daß sie kein Verein, 
sondern eine Kirche sind, die dieselben Rechte genießt, wie alle anderen staatlich 
anerkannten Religionsgenossenschaften. (Fortsctzung folgt.)
	        
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