Volltext: Jahresbericht über das abgelaufene Vereins-Jahr 1913 (1913)

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12. Oktober referierte der Vereinsobmann Kollege Vockenhuber über den Verbandstag 
in Krakau, dessen Beschlüsse von der Sektion einstimmige Kenntnisnahme fanden und dem 
Vereinsobmanne für seine interessanten Ausführungen der herzlichste Dank gezollt wurde. 
Auch des Verbandsobmannes Kollegen Reifmüller wurde anläßlich seines Rücktrittes dan- 
kend gedacht für seine jahrelange, ersprießliche Tätigkeit im Dienste unserer Organisation. 
[n der Sektionsversammlung am 30. November wurde dem Vorkämpfer und Gründer unseres 
Verbandes, dem leider für uns noch viel zu früh abberufenen Kollegen Karl Höger ein 
biefempfundener Nachruf gewidmet. Auch wurde. in dieser Versammlung Bericht erstattet 
über die am 19. Oktober abgehaltene Hilfsarbeiterversammlung, bei welcher es endlich gelang, 
die Hilfsarbeiter aus ihrer Lethargie zu erwecken und ihnen den Wert der Organisation vor 
Augen zu führen. Kollege Herbst und der Obmann der Hilfsarbeiterorganisation Kollege 
Winter aus Linz brachten ihre Referate, die den Erfolg zeitigten, daß alle Buchdruckerei- 
Yilfsarbeiter und -arbeiterinnen der Organisation beitraten. Sache der Gehilfen wird es in 
Zukunft sein, denselben die nötigen Aufklärungen zu geben, um sie für immer zu erhalten, 
Am 29. November erhielten je ein Kollege der hiesigen vier Druckereien die Kündigung, die 
auf Befehl des Schutzverbandes der Buchdruckereibesitzer erfolgte. Die Sektionsversammlung 
am 2. Dezember beschäftigte sich mit dem Abbruche der Tarifverhandlungen und erstattete 
Gehilfenobmann Kollege Euller in zweistündiger Rede hierüber ausführlichen Bericht. Mit 
ainer Vertrauenskundgebung und der Versicherung, daß die Sektion Steyr alle notwendigen 
Schritte der Verbandsleitung kräftigst unterstützen wird, wurde die denkwürdige, erhaben 
wirkende Versammlung geschlossen. Am 6. Dezember wurden die gesamten Gehilfen gekündigt 
and am 15. Dezember ausgesperrt. Die Hilfsarbeiter erklärten sich mit den Gehilfen 
solidarisch: und verließen mit denselben die Druckereien. Das Spielen mit den Existenzen 
schon anfangs des Berichtsjahres war das Wetterleuchten der Tariferneuerung, die Gehilfen- 
schaft nahm den Kampf mutig auf und wird ihn auch mutig zu Ende führen, Möge kommen 
was wolle, die Prinzipale werden zu der Erkenntnis kommen, daß sie es mit freien, gut 
organisierten und willensstarken Arbeitern zu tun haben, die treu zu ihrer Fahne und ihren 
Funktionären halten, denen auch an dieser Stelle der beste Dank für das bisherige Eintreten 
im Gesamtinteresse gesagt sei, mit der Versicherung, daß die Sektion Steyr Mann für Mann 
hinter ihren Führern steht, denn nur „Vorwärts“ wird unser Kampfruf sein und bleiben 
immerdar. 
Im Berichtsjahre der „Typographia Steyr“ fanden. eine Generalversammlung, 
6 Mitgliederversammlungen und 15 Ausschußsitzungen statt. Als Obmann fungierte Kollege 
Ludwig Philipp, als Obmannstellvertreter Franz Bilek, als Kassier Franz Reither, 
als Schriftführer Hans Mandl und als Bibliothekar und Archivar Ernst Rudischer. Der 
Mitgliederstand betrug Ende 1913 43. Der Vermögensstand war anfangs des Jahres K 925'—, 
am Schlusse des Jahres K 723'—; die Einnahmen bezifferten sich auf K 24612, die Ausgaben 
auf K 615:—. An durchreisende Kollegen wurden für 229 Schlafmarken K 68:70 ausgegeben 
sowie noch einzelne durchreisende bedürftige Kollegen mit einem Gesamtbetrage von K 10°— 
separat unterstützt. Die Bibliothek, welche seitens der Mitglieder wieder sehr gut frequentiert 
wurde, hat auch im abgelaufenen Jahre durch Herrn Partieführer Kottek und Herrn 
Schmiedberger eine Verstärkung erfahren und zählt derzeit etwa 600 Bände verschiedenen 
Inhaltes. Verschiedene Fachzeitschriften sind abonniert. Am 6. Juli 1913 wurde ein großes 
Gartenfest und am 1. Jänner 1914 die übliche Neujahrsfeier abgehalten, welche Feste 
einen ganz erheblichen Reingewinn abwarfen. An internen Veranstaltungen sind zu ver- 
zeichnen: ein Ausflug mit Musik am 25. Mai 1913 nach Staning an der Enns und eine Ex- 
kursion in die Druckereien „Gutenberg“ und Katholischer Preßverein in Linz. Ferner wurden 
zu Weihnachten die Waisen der verstorbenen Kollegen mit Geschenken bedacht. Das Wirken 
der „Typographia“ ist für das kollegiale Leben in Steyr sehr förderlich und wäre nur zu 
wünschen, daß die Versammlungen derselben besser besucht würden. Der Ortsverein kann 
mit Befriedigung auf das abgelaufene Jahr zurückblicken und möge die Kollegenschaft 
Steyrs auch in Zukunft treu zu unserem Ortsverein halten, damit dieser seinen statutarischen 
Verpflichtungen jederzeit nachkommen kann. 
Wels. 
In der Sektion Wels betrug zu Beginn des Jahres 1913 der Mitgliederstand 41. Bei- 
getreten sind 27, abgereist 33, gestorben ein Kollege; Mitgliederstand am 31. Dezember 
37 Kollegen, davon ist ein Kollege nicht beim Beruf und ein Kollege seit langem am Kranken- 
stand. Nichtverbändler sind zwei in Wels. Setzerlehrlinge sind 7, Druckerlehrlinge 2. Die 
Ausbildung der Lehrlinge ist den Verhältnissen entsprechend eine gute. Zum Minimum 
arbeiteten 7 Kollegen, über das Minimum wurden 27 Kollegen entlohnt. Die Lebensweise 
für den Arbeiter wurde auch in diesem Jahre infolge Verteuerung der Lebensmittel sowie
	        
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