Volltext: Jahresbericht über das abgelaufene Vereins-Jahr 1911 (1911)

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Unser rühriger Buchdrucker-Gesangverein „Gutenberg“ kann mit Befriedigung auf 
seine Tätigkeit und die. erzielten Erfolge bei seinen Aufführungen zurückblicken. Es sind 
dies zeitige Früchte, da Sänger und Chormeister mit Lust und Liebe sich ihren gestellten 
Aufgaben widmeten, und daß fleißiger Probenbesuch, gute Stimmenbesetzung und tüchtige 
Schulung zu konstatieren sind. Die Faschingsunterhaltung am 25. Februar, die 11. Gründungs- 
liedertafel am 15. Juni und der Familienabend am 12. November wiesen einen guten Besuch 
auf und erweckten die tadellos vorgetragenen gesanglichen Darbietungen bei den Erschienenen 
allgemein Beifall. Die Sängerfahrt nach Passau am 6. August zum Besuche der dortigen 
Kollegenschaft und des Gesangvereines „Typographia“ daselbst nahm einen glänzenden Verlauf 
und heimste unser „Gutenberg“ für seine gediegenen gesanglichen Leistungen beim Konzert 
große Erfolge ein. Wir finden den Kollegengesangverein weiter bei Veranstaltungen unseres 
Wohltätigkeitsvereines „Typographia“ (so beim Gondelfest in Steg und bei der Christbaum- 
feier), wie bei vielen anderen Anlässen freudiger und trauriger Natur mitwirken. Fort- 
währende Werbung neuer‘ ausübender und unterstützender Mitglieder für diesen eminent 
nützlichen Kollegenverein, der durch seine echt kameradschaftlichen Bande in den Proben 
und auch außerhalb derselben erzieherisch auf unsere jüngeren Kollegen wirkt, wäre weiterhin 
zu wünschen. Der Verein zählte am Jahreschlusse 40 ausübende und 1380 unterstützende 
Mitglieder. Als Obmann fungierte im vergangenen Jahre Kollege Franz Vo ckenhuber, 
als Chormeister Herr Lehrer Franz Salfer. 
Unser Ortsverein „Typographia“ (Mitgliederzahl Ende des Jahres 257) unterstützte 
hilfsbedürftige Kollegen. (am Orte und auf der Reise befindliche), sowie Waisen verstorbener 
Mitglieder mit K 441'—,. Das Gondelfest in Steg am 18. Juni vereinigte sehr viele Kollegen 
mit ihren Familien und Angehörigen —- auch die Besucherzahl war eine große: — zu einem 
vergnügten Feste; die Christbaumfeier am 10. Dezember. war im wahren Sinne des Wortes 
ein: Buchdrucker-Familienfest, das übervoll besetzt war und animiert verlief. Der: von ‚der 
„T'ypographia“ eingeleitete Separatzug nach Passau. am 6. August (gelegentlich des Besuches 
unseres „Gutenberg“ der dortigen „Typographia“) erfreute sich zahlreichen Zuspruches und 
herrschte einmütige Befriedigung über das während des Aufenthaltes Gebotene und dem 
herzlichen Entgegenkommen der Passauer Kollegen. Wünschenswert wäre es gewesen, 
wenn der am 10. Dezember vom Herrn k. k. Finanzkonzipisten Dr. Kern gehaltene, gewiß 
‘interessante Vortrag. über „Personalsteuer-Angelegenheiten“ besser besucht worden wäre, 
was ‘leider auch‘ bei anderen. Vorträgen nicht der Fall ist. Wenn auch das „Thema“ auf den 
Einladungen manchem weniger angesprochen .haben dürfte, es dürfte wohl keiner der Be- 
sucher, unbefriedigt von dannen gezogen sein. Ebenso fanden die vom Gewerksehaftsver- 
bande veranstalteten volkstümlichen Vorträge etc., wozu die „Typographia“ finanziell den 
Mitgliedern beihilft, nicht jenes Interesse, das man in unseren Kreisen voraussetzen sollte, 
wie auch bis nun die Besucherzahl der Arbeiterschule seitens unserer Branche: mit seinen 
vorhandenen Talenten nie entsprochen, wo man doch sein Wissen vielseitig bereichern, sich 
geistig mehr.in soziale Fragen vertiefen. lernt, um dann im Dienste der eigenen Organi- 
sation. wie der übrigen Arbeiterwelt das Erworbene fruchtbringend verwerten kann. Hoffen 
wir in Zukunft bessere Beteiligung, damit dem Ausschusse nicht Lust und Liebe genommen 
wird, solche wieder zu veranstalten. Obmann der „V’ypographia“ war auch im vergangenen 
Jahre Kollege Ferdinand Ipsmiller.. | 
Der 1. Mai wurde wie alljährlich‘ als Arbeiterfeiertag würdig begangen. Es erschienen 
keine Tagesblätter. 
Bad-Ischl. a. 
Der Personalstand der Buchdruckerei Plasser betrug mit Ende 1911- drei Setzer und 
einen Maschinenmeister, inbegriffen die beiden Söhne des Prinzipals, die aber dem Vereine 
nicht .angehören. Der höchste Stand — fünf Setzer und zwei Maschinenmeister — ‘war in 
der Sommersaison. Uber das Minimum entlohnt sind bis auf einen alle Kollegen. Der Tarif 
und die Lehrlingsskala werden eingehalten. Beschäftigt sind zwei Setzerlehrlinge, deren 
Arbeitszeit eine 8%4stündige ‚und die Ausbildung eine relativ gute ist. Die sanitären und 
hygienischen Zustände im Arbeitslokale sind anerkennenswert gut, Beleuchtung und Betrieb 
elektrisch. Der Geschäftsgang war in der Saison ein guter, die übrige Zeit ein flauer. 
Auch, Urlaub bewilligte Prinzipal Plasser seinem Personal, und. zwar staffelförmig, leider 
nur .von ein bis drei Tagen. In der Frage einer. Teuerungszulage stand Prinzipal : Plasser 
vom Anfang an auf seiten .der Gebenden, was .anerkennend erwähnt zu werden verdient. 
Sektionsleiter war Kollege Georg Witzlsteiner.
	        
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