Volltext: Jahresbericht über das abgelaufene Vereins-Jahr 1899 (1899)

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Lage der österreichischen Buchdruckergehilfen in .der nächsten Zeit nicht ver- 
schlechtern kann. Und es ist durchaus kein Trugschluss, wenn wir den Wert 
einer tüchtigen Organisation auch darin erblicken, dass die Arbeiter vor 
eventuellen Schädigungen, seien sie welcher Art immer, verschont bleiben. 
Der im Jahre 1899 bestandene Kampf mit seinen Vorzügen und Fehlern 
sei uns aber auch Lehre für die Zukunft. Den Blick nach vorwärts . gerichtet, 
einig Mann an Mann stehend, wird und muss es uns gelingen, nicht allein unsere 
Positionen: zu behaupten, sondern auch fernerhin Erreichbares uns zuzuwenden! 
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In tariflicher Beziehung ist noch die Einführung der Setzmaschine er- 
wähnenswert. Im Juli wurde in der Buchdruckerei E. Mareis in Linz eine 
„Linotype“ aufgestellt und seitens des Personales mit dem Besitzer wieder- 
holt Verhandlungen wegen Anerkennung des vom Einigungsamte ausgearbeiteten 
Maschinensetzer-Tarifes gepflogen, ebenso wurden seitens des Gehilfenausschusses 
sowie des Gremialvorstandes interveniert, welche Schritte jedoch zu keinem 
endgiltigen Resultate führten, Nachdem dem betreffenden Principale die näheren 
Bestimmungen des Maschinensetzer-Tarifes vorgelegt wurden, erklärte er, diese 
absolut nicht anzuerkennen. Das Gesammtpersonal genannter Officin ist infolge- 
dessen in den Ausstand getreten, .und zwar erschien am Sonntag den 23. Juli 
nachts zur „Montags-Post“ kein Mann, doch durch ‚einen Hilfsarbeiter, welcher 
die „technische“ Ausbildung besitzt, ist es gelungen, diese Zeitung zu drucken; 
der noch fehlende Satz wurde mittels der Setzmaschine durch den. noch an- 
wesenden Monteur geliefert. Die im Laufe des Tages seitens beider Parteien 
gepflogenen Unterhandlungen führten zum vollen Siege der Gehilfenschaft. Bei 
den Unterhandlungen, an welchen sich der Obmann und zwei Vertrauens- 
männer des’ Personales betheiligten, wurde ein Protokoll aufgenommen, in 
welchem. die vereinbarten Bestimmungen des Wiener Einigungsamtes ‚vom 
9; und 14. März 1899 für den Maschinensatz angenommen wurden. 
Die Pflicht unserer Mitglieder muss es sein, zu trachten, die Setzmaschine 
nie und nimmer aus der Hand zu lassen und auch in.Zukunft einig zu ‚sein. 
Es ist ja dadurch, dass der mittlerweile ‚erneuerte Normal-Lohntarif auch Be- 
stimmungen über den Maschinensatz enthält, nicht mehr gut möglich, dass 
irgendwo eine Nichtanerkennung dieser Bestimmungen vorkommen kann. 
Immerhin ist aber für alle Fälle die nöthige Vorsicht geboten, damit nicht allein 
auf dem Papier eine Bestimmung steht, sondern dass thatsächlich gelernte 
Handsetzer an den eventuell einzuführenden Setzmaschinen beschäftigt werden. 
Ob uns das Aufstellen weiterer „eiserner Collegen“ in nächster oder fernerer 
Zeit bevorsteht, ist. eine Frage, die nicht besonders viel Erregung nothwendig 
macht. Wie. die neuesten Erfahrungen zeigen, scheint die Setzmaschine für 
die einzelnen Geschäfte, welche sich solcher bedienen, ein sehr zu bezweifelnder 
Vortheil zu sein. Keineswegs. aber dürfen wir uns dem Gedanken hingeben, 
„wir haben von dem ‚Eisernen‘ gar nichts zu fürchten“, vielmehr müssen 
wir uns immer mehr mit der Eventualität vertraut machen, dass uns schliesslich 
doch einmal die Setzmaschine. eine nicht unempfindliche Concurrenz machen 
kann. In dem angeführten Falle im Berichtsjahre haben die Collegen von Ober- 
österreich gesehen, wie man sich dieser Concurrenz gegenüber zu verhalten 
hat; mögen sie auch in Zukunft darnach handeln. 
Stellenvermittlung. 
Die Arbeitsvermittlung unseres Vereines nimmt. einen recht erfreulichen 
Aufschwung‘ und ‚war die Inanspruchnahme derselben seitens der Principalität 
im abgelaufenen Jahre ziemlich rege. Insgesammt waren 54 Vereinsmitglieder 
(36 Setzer und 18 Drucker) in Vormerkung, welche theilweise untergebracht 
wurden. : Allerdings ist hauptsächlich zu beobachten, dass zu der Zeit, welche 
die meisten Arbeitsuchenden aufweist, gewöhnlich’ die geringste Nachfrage um
	        
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