Volltext: Jahresbericht über das abgelaufene Vereins-Jahr 1899 (1899)

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einer sehr. stark besuchten, äusserst® lebhaften Versammlung am 16. December, 
wobei die Collegen ihrer Stimmung durch die Annahme folgender Resolution 
Ausdruck verliehen: 
„Die heutige Versammlung erklärt, dass sie in dem beschlossenen Tarife 
durchaus kein Entgegenkommen auf ihre berechtigten Wünsche erkennen kann. . Die 
Versammlung nimmt jedoch den Bericht der Delegierten mit Dank für ihre Thätigkeit 
entgegen und erklärt, den vorgelegten Tarif. unter der Bedingung zu acceptieren, 
dass die bisher bestandenen Specialbestimmungen bezüglich des Minimums aufrecht 
erhalten bleiben. Weiters fordert die Versammlung, dass der Satz täglicher Zeitungen 
in Linz um I1 kr. höher berechnet wird, das ist mit 22 kr. ' 
Die Aufstellung der letzteren. Forderung war eine Folge davon, dass für 
Linz u. s. w. die IV. Classe nicht zugestanden wurde. Schon lange gehen die 
Wünsche der berechnenden Zeitungssetzer von Linz nach einer entsprechenden 
Erhöhung ihrer Positionen und ein Entgegenkommen in dieser Hinsicht. er- 
warteten sie sich aus dem Gewähren der IV. Classe. Da nun die Classen- 
verschiebung nicht. zu erreichen war, so legten die Zeitungssetzer dieser Ver- 
sammlung den Antrag nach Einführung einer speciellen Erhöhung des Berechnens 
des Zeitungssatzes vor. 
Die in vorstehender. Resolution enthaltenen: Beschlüsse legte der Obmann 
sowohl dem Gremium für Oberösterreich als auch: dem Landesverbande der 
Principale vor. Es gab unter den Gehilfen nahezu niemand, der daran zweifelte, 
es werde die Principalität die Vorschläge der Gehilfenschaft annehmen, ‚wie es 
ihr Vertreter bereits in Wien erklärte, er werde sich für unseren das Minimum 
betreffenden. Wunsch einsetzen. Gar so einfach sollte die Sache aber doch 
nicht. vor sich gehen... 
Am letzten Weihnachtsfeiertage (26. December) fand im Rathhause zu 
Linz die Gremialversammlung statt, nachdem sich die Herren vorher in ciner 
Landesvereins-Versammlung über die Wünsche der Gehilfenschaft. genügend 
geeinigt hatten. Gemäss den.Beschlüssen der Landesvereins-Versammlung lehnto 
die Gremialversammlung die Anträge der. Gehilfen-Delegierten ab, und wurde 
nur der Beschluss gefasst, das Minimum in drei Jahren um 1: KK zu erhöhen. 
Also sollte Oberösterreich aus der gegenwärtigen Tarifrevision mit einer Minimum- 
erhöhung von 50 kr. hervorgehen! Nachdem die Herren durch ihren Beschluss 
kundgaben, dass.sie die Argumente der Gehilfen-Delegierten in den Wind schlugen 
und vorauszusehen war, dass auch die folgenden Gehilfenanträge keinem besseren 
Schicksal anheimgefallen wären, verliessen unsere Delegierten den‘ Verhandlungs- 
saal mit der Erklärung; dass die Gehilfenschaft darüber entscheiden müsse, ob 
sio die Vorschläge der Gremialversammlung annehmen wolle.‘ ‘ 
Unterdessen hatten sich bereits die Linzer Collegen zusammengefunden, 
um das Resultat der Verhandlungen entgegenzunehmen.. Stürmischer Protest 
erhob sich gegen die Beschlüsse der Principalsversammlung und . lauter Beifall 
bewies den Gehilfen-Delegierten, dass sie. mit ihrem Verlassen des Saales: nur 
im Interesse der Collegen handelten. Mit Mühe gelang es den ‚Delegierten, die 
Gemüther zu beruhigen und von einem allzu raschen Handeln abzuhalten. Vor- 
läufig würde nur. beschlossen, eine abwartende Haltung einzunehmen‘ und alles 
vorzubereiten, wenn es vielleicht gelten sollte,, das Aeusserste zu wagen. 
Am Mittwoch den 27. December abends fanden sich ‚die. Linzer Gehilfen 
wieder zusammen und wurde‘.in zwei Versammlungen .über das Angebot der 
Prineipale abgestimmt... In beiden Versammlungen ‚ward ‚ein. vernichtendes 
Urtheil über die Aufbesserung in drei Jahren gefällt, indem der Principals- 
beschluss mit 119 gegen 38 Stimmen abgelehnt wurde. In ruhiger Weise erwog 
man nun. die‘ Consequenzen dieser. Abstimmung und recht wenige waren. es, 
welche erklärten, für die Verbesserung der materiellen Lage der Collegen keine 
Begeisterung zu haben.und sich im wirtschaftlichen Kampfe als Gegner unserer 
Organisations-Bestrebungen zeigten. (Leider sind die in. Rede stehenden Gehilfen 
auch. Vereinsmitglieder.) Nachdem also die Situation sehr ernst geworden war 
und auch aus den Provinzdruckorten die Missstimmung und Ungeduld ; der
	        
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