Volltext: Jahresbericht über das abgelaufene Vereins-Jahr 1899 (1899)

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vung eintritt,‘ können sich die Principals-Delegierten‘ in eine Berathung des 
Tarifes einlassen. Eine, Tarifrevision ohne Aenderung der Tarifansätze! Das 
war eine Zumuthung an unsere Delegierten, welche diese nicht ruhig über. sich 
ergehen lassen konnten und so verliessen sie denn noch am 1. Öctober die 
Verhandlungen. +. 
Mit Spannung erwartete die Collegenschaft den Ausgang der Conferenz 
und es war demnach begreiflich, dass man sich überall enttäuscht fühlte, als 
die Delegierten das ablehnende Verhalten der Principals-Delegierten berichteten. 
Sehr getheilt war die. Stimmung in den einzelnen Collegenkreisen über das 
„Was nun?“ Mit Ruhe: und. ohne Leidenschaft‘ haben die Collegen alle sich 
aus dem Abbruche der Verhandlungen ergebenden Consequenzen erwogen. 
Klar und deutlich hat die Stimmung der Linzer Gehilfen eine Versammlung am 
3. October durch die Annahme des folgenden kurzen, aber prägnanten Antrages 
ausgedrückt: ‘ 
„Die heutige Versammlung nimmt den Bericht der Gehilfendelegierten zu- 
stimmend zur Kenntnis und drückt den Delegierten Dank und Anerkennung aus. 
Sie erklärt, auf den aufgestellten Forderungen zu beharren und jeder Verschlechterung 
des Tarifes energischen Widerstand entgegenzusetzen.“ | 
Damit: war für die Gehilfenvertretung der Weg gewiesen. Auf keinen 
Fall könnte zugegeben werden, dass vielleicht: eine längere oder. kürzere Zeit 
der Tariflosigkeit eintrete. Demzufolge wurde die  Gehilfenschaft. aufmerksam 
gemacht, dass bis auf weiteres der zu Recht bestehende alte Tarif in Kraft 
bleibt und anderseits wurden die Delegierten beauftragt, sich an eventuell ein- 
zuberufenden neuerlichen Verhandlungen namens der Gehilfen von Oberöster- 
reich zu betheiligen. . Die durch den Abbruch der Tarifverhandlungen herauf- 
beschworene Spannung musste wohl oder übel zu einem gereizten Verhältnisse 
führen und je länger dieser unfriedliche Zustand währte, desto unklarer musste 
nothwendigerweise die Situation werden. Diese Ueberzeugung kam auf beiden 
Seiten immer mehr zur Geltung und so war ‚6s gewissermassen eine Erlösung 
aus einer.-kritischen Lage, als über Intervention des Deutschen Tarifamtes in 
Berlin ‘die Vorstände der: beiderseitigen Verbände sich an die Ausarbeitung 
eines gemeinsamen Entwurfes machten, welcher einer neuerlichen Conferenz 
zur endgiltigen Berathung vorzulegen war. Nach achttägiger Vorberathung: war 
das diesbezügliche Comit6 in der Lage, den Entwurf: zur Berathung vorzulegen. 
Diese neuerliche Conferenz war für den 8. December einberufen und 
währte bis zum 11. In den vier Tagen wurde nach eingehender Besprechung 
jedes einzelnen Punktes jener Tarif vereinbart, welcher ja: unseren Collegen 
hinlänglich bekannt.ist. Alles wurde von den Gehilfen-Delegierten aufgeboten, 
um möglichst günstiges zu erreichen, viele Einwendungen ‘der anderen. Partei 
mussten in .Berücksichtigung gezogen werden, und nur so — nach Erwägung 
aller Für und Wider — war eine endgiltige Einigung möglich, ohne dass sich 
die Gehilfenschaft einer Demüthigung aussetzte und ohne dass (wir hoffen es) 
den Herren Principalen gar zu weh gethan wurde. Se 
Bezüglich. Oberösterreich, war. bei der Conferenz festgesetzt worden, dass 
die Classeneintheilung so wie bisher zu bleiben. hat, und zwar die grösseren 
Druckorte in der III. und die kleineren in der II. Tarifclasse. Seitens unseres 
Delegierten .konnte hiezu die Einwilligung nicht ohneweiters gegeben werden, 
da die Collegenschaft das Verlangen nach Einreihung in die nächsthöheren Ulassen 
gestellt hat. Ein Einverständnis mit der bestehenden Eintheilung konnte unserer- 
seits nur ‘dann erfolgen, wenn die Principalität Oberösterreichs ihre Zustimmung 
dazu gibt, dass der bisherige Zuschlag von 1 X zum Minimum auch für die 
Dauer des neuen Tarifes aufrecht bleibt. Der Principalsvertreter unseres Kron- 
landes erklärte nun, eine ‚Classenverschiebung nicht acceptieren zu können, 
jedoch werde er sich dafür einsetzen, dass der Zuschlag von 1 X zum Minimum 
auch in. Zukunft bezahlt werde. 
Ueber diese zweite Conferenz und über die in dem angenommenen Ent- 
wurfe enthaltenen spärlichen Zugeständnisse berichteten unsere Delegierten in
	        
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