Volltext: Die Gletscher des Dachsteingebirges

Die Gletscher des Dachsteingebirges. 
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Schritt haltende Wechsel in der Wassermenge des Waldbach- 
ursprungs die Annahme glaubhaft erscheinen, dass der letztere 
ein unterirdischer Abfluss des Hallstätter Gletschers sei, so findet 
dieselbe ihre volle Bestätigung in den täglichen Oscillationen 
der Wassermenge und in dem mit ihnen zusammenhängenden 
Gange der Trübung des Baches. Während des Sommers stellt 
sich bei normalem Temperaturgange regelmässig um 9—10 Uhr 
Vormittags, also etwa fünf Stunden nach dem Eintritte des täg¬ 
lichen sommerlichen Minimums der Luftwärme, ein niedrigster 
Stand des Baches ein. Um diese Zeit erscheint derselbe auch 
am stärksten getrübt, indem jetzt ausschliesslich nur jenes 
schlammreichere Wasser zum Ursprünge gelangt, welches während 
der Nacht, wo das oberflächliche Abschmelzen des Gletschers 
auf ein Minimum reducirt ist, aus dem moränenbedeckten Bette 
des letzteren ablauft. Gegen Mittag beginnt das erste Schwellen 
des Baches; um die sechste oder siebente Abendstunde hat der¬ 
selbe sein Maximum erreicht, welches meist ein paar Stunden 
unverändert anhält, worauf ein Sinken folgt, das endlich in dem 
Minimum des kommenden Vormittags seinen Abschluss findet. 
Mit dem Wachsen des Baches macht sich zugleich eine Abnahme 
der Trübung bemerkbar, welche offenbar dem verstärkten Zu¬ 
flüsse von oberflächlichem, klaren Schmelzwasser zuzuschrei¬ 
ben ist. 
Die eben besprochenen täglichen Oscillationen des Wald¬ 
bachs gehen so gesetzmässig vor sich, dass jede Störung im 
Gange derselben auf eine Änderung in den normalen Temperatur 
Verhältnissen der höheren Gebirgsregion schliessen lässt und 
auch den Bewohnern Hallstatts als ein sicheres Anzeichen nahen 
Witterungswechsels gilt. 
Der Hallstätter Gletscher zählt in seinem jetzigen Zu¬ 
stande zu den wenigst zerklüfteten Fernern. Abgesehen von dem 
gegenwärtig völlig spaltenlosen Abschwunge zeigt die unterste, 
bei 5 Grade geneigte Stufe nur vereinzelte Schründe von meist 
geringen Dimensionen; aber auch in den steileren Partien des 
Ferners ist die Zerklüftung nicht bedeutend. Nur der die oberste 
Firnmasse am Fusse des hohen Dachsteins quer durchziehende 
„Bergschrund“ hat im Laufe der letzten Jahre eine ungewöhn¬ 
liche Grösse gewonnen. Nun mag aber gleich bemerkt werden,
	        
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