Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

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dem Magdalenaberg (südöstl. v. Pettenbach) liegenden Bauernhaus 
„Wanninger“ erhalten hat und nehme deshalb diesen Berg als Ost¬ 
grenze des tradierten Landes an.1) Die Quelle Zuffinprunn ist dann 
das Ursprungsgebiet eines der drei Bäche, die auf dem genannten Berg 
entspringen.2) Das Wort „Alpa“ (in beiden Kopien mit großem Anfangs¬ 
buchstaben geschrieben) ist ohne irgend eine nähere Bestimmung 
gebraucht, weist also ganz allgemein auf das Alpengebiet hin, auf 
das Tote Gebirge, das Bayern von Karantanien scheidet (usque 
terminum nostrum3); einer näheren Grenzbestimmung bedurfte es 
nicht, denn die Mark verläuft eben dort, wo das Kulturland endet 
und die Ödungen beginnen.4) Das Land ist dem Kloster hauptsäch¬ 
lich zu Weidezwecken und, soweit es kulturfähig ist, zur Rodung 
übergeben worden. 
Im Diplom ist die Schenkung sehr kurz wiedergegeben; die 
Grenzen sind nicht genau verzeichnet und die Ortsnamen größten¬ 
teils durch das Hinweisungswort „ille“ ersetzt. Die Bemerkung des 
Stiftbriefes, daß Tassilo selbst das Land umgrenzt hat, hat der Ver¬ 
fasser in das Diplom aufgenommen, ohne sich der Identität des Sub¬ 
jektes in Haupt- und Nebensatz bewußt zu werden. Der Relativsatz: 
ubi eis illa pastura concesserat, entspricht der Schlußbestimmung des 
Stiftbriefes: ad profectum illorum pecodum pascere, bezieht sich also 
auf die glanze Schenkung und nicht etwa nur auf das Wort „alpe“. 
,Die zwei Urkunden erwähnen um Pettenbach nur Weide- und 
Rodungsland, die Fälschung dagegen spricht dem Kloster bezw. den 
Passauer Bischöfen folgende Besitzungen zu: den Hof in Pettenbach 
mit allem Zugehör, Steinfeld (östlich Viechtwang), den Almsee und 
die anliegenden Alpen mit allem Nutzungsrecht, _ das Weiderecht in 
den Wäldern, Wirtschaftshäuser und ein bestimmtes Quantum Schiffs¬ 
bauholz. Wie erwähnt, sollte die Fälschung den Rechtstitel abgeben 
>) Vgl. Schlossers Bezirkskarte v. Schlierbach u. Pernstein, in der das Bauern¬ 
haus „Wahning“ verzeichnet ist. Seinen gegenwärtigen Namen verdankt der Berg 
offenbar der auf ihm erbauten Kirche, die der hl. M. Magdalena geweiht ist. Über die 
Entstehung des Gotteshauses läßt sich nur soviel sagen, daß es c. 1320 zum ersten¬ 
mal erwähnt wird. Vgl. UK. 372, RK. 114. Da 1160 noch der Name Warminc ge¬ 
bräuchlich gewesen zu sein scheint, wäre die Erbauung der Kirche und der Namens¬ 
wechsel in die Zwischenzeit zu verlegen. 
2) Der Kremsmünsterer Kopist sucht, wie die Note auf Taf. V. besagt, die 
Quelle (und somit auch den Berg) versus trunse, gegen den Traunsee hin. 
3) Das Wort „nostrum“ ist nur in der Kremsmünsterer Kopie überliefert, 
scheint aber durch den Kontext bedingt, also original zu sein. 
4) Vgl. meine Abhdlg. über den Almsee im Linzer Volksblatt, 1908, Nr. 191, 
{21. Aug.)
	        
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