Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

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Abtes, die Berufung’ der Mönche kommt nicht zum Ausdruck. Dagegen 
wird den geänderten Verhältnissen entsprechend der Herzog als 
dudmu dux, das Herzogsgut als Krongut {infra waldo nostro),f) der 
Ort bereits als Chremisa2) und als im Traungau gelegen bezeichnet. 
Wie wir den angeführten Worten entnehmen, stützt sich der Verfasser 
bei der Herstellung des Textes einerseits auf die Aussage des Abtes 
und andererseits auf die „cartola donationis“, die er dann im folgen¬ 
den exzerpiert. Der Fälscher ersetzt den Namen des Abtes durch den 
des Fassauer Bischofs Walderich und die „cartola donationis“ durch 
die „carta nostre auctoritatis“: er hat, so können wir vielleicht von 
vornherein annehmen, nur das Diplom und nicht auch den Stiftbrief 
als Vorlage benützt. 
Über den von Tassilo eingesetzten Abt Fater habe ich schon an 
anderer Stelle gehandelt. Er ist vor 777 als herzoglicher Kaplan be¬ 
zeugt und erscheint (784) im ordo abbatum vivorum des Salzburger 
Verbrüderungsbuches. Es ist anzunehmen, daß er dem Stamm der 
Preisinger angehört (Stammsitz Langenpreising bei Moosburg an der 
Isar) und daß er zunächst Kleriker von Freising war. Woher die ersten 
*) Das latinisierte Wort waldus ^ Wald findet sich in den Karolinger Diplomen 
öfter. Ducange III. 578; MGh. Dipl. Karol. I. 560. 
2) Wie aus dem Stiftbrief erhellt, hat die Abtei vom Fluß, an dem sie liegt, 
ihren Namen erhalten. In den Karolinger Diplomen wird sie stets Chremisa genannt. 
UK. n. 4—14. Der Name Kremsmünster findet sich zuerst in dem Chremsa- 
m uni stur des Jahres 992/3: UK n. 18. Das Wort Cremifanum gehört der huma¬ 
nistischen Zeit an. Herr Landesgerichtsrat J. Steiner will laut brieflicher Mit¬ 
teilung in dem Namen Chremisa ein Kompositum der beiden keltischen Wurzeln 
Chrem isa erkennen, welch’ letztere soviel wie Bach bedeute (Iser, Isar, Isère, 
Oise usw). Doch vermag er die Wurzel chrem, die sich in mehreren Ortsnamen 
des zis- und transalpinen Gallien findet: Cremona, Cremine, Crempse, Cremeux, 
aus dem keltischen Wortschatz dermalen nicht zu erklären; auch ist die Endsilbe 
is nicht als Substantiv, sondern als Ableitungssilbe zu deuten. Koch-Sternfeld, 
Beyträge zur teutschen Länderkunde (1825) I. 237, leitet das Wort aus dem sla- 
vischen Krema = Herberge, mansio, ab und meint, daß der Stiftbrief selbst auf diese 
Bedeutung Bezug nimmt: ut devitare valeam mansionem dyaboli et habere merear 
mansionem cum Christo. Er übersieht, daß der Name nicht einen bestimmten 
Punkt, sondern dem ganzen Flußlauf anhaftet, daß also nicht der Fluß vom Ort, 
sondern umgekehrt der Ort vom Fluß den Namen erhalten hat. Kaemmel, die An¬ 
fänge deutschen Lebens in Österreich (1879) 173, verweist auf das slavische Wort 
Kremeni, das zunächst Kiesel, dann aber wohl auch Kies, Schotter, Geröll bedeutet. 
Tatsächlich erscheint dieses Wort auch im Verbreitungsgebiet der Slovenen sehr 
häufig zur Bildung von Fluß- und Ortsnamen verwendet: Krems und Kremsbrücke 
am Kremsbach im nordwestl. Kärnten, Kremenica, Kremenik in Krain, Kremenic in 
Istrien. Diese Erklärung scheint mir weniger Schwierigkeiten zu bieten als die 
Ableitung aus dem Keltischen.
	        
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