Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

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Herrn Jesus Christus selbst ein Kloster zu erbauen, das mit seiner 
Hilfe so vollendet ward.“1) 
D. Ergebnis 
Das Resultat, das wir aus der Untersuchung’ des Formulars ge¬ 
winnen, ist die Überzeugung, daß die Urkunde als solche unzweifelhaft 
echt ist. Ihre allgemeine Anlage, der Gebrauch bestimmter Formeln 
und die Eigenart der Sprache zeigen, daß sie wirklich in jener Zeit 
entstanden ist, in der sie ihrer Aussage nach entstanden sein soll. 
Von dem Autor, der sie verfaßt hat, sind uns noch zwei andere Ur¬ 
kunden erhalten, in denen dieselbe Pön- und Pertinenzformel, die¬ 
selbe Datierungsmethode verwendet ist. Trägt sie in ihrem allgemeinen 
Aufbau die charakteristischen Merkmale des altbayrischen Urkunden¬ 
wesens an sich, so weist sie auch in ihrer individuellen Gestaltung 
untrügliche Kennzeichen der Echtheit auf. Hingewiesen sei vor allem 
auf die Zeugenreihe, deren Originalität über jeden Zweifel erhaben 
ist, und auf die Nachricht, daß Tassilo seinen Sohn zum Mitregenten 
angenommen hat; diese für die Urkunde gänzlich nebensächliche Be¬ 
merkung ist uns einzig und allein im Stiftbrief überliefert, ergänzt 
aber den Bericht der anderen Quellen in treffender Weise. 
Die Bedenken, die man gegen die Echtheit der Urkunde vor¬ 
gebracht hat, haben sich als haltlos erwiesen. Die ungewöhnliche 
Länge und die feierlichen Phrasen des Protokolls sind durch die 
Eigenart der Stiftung bedingt, der man, wie aus der reichen Dota¬ 
tion erhellt, eine besondere Bedeutung beilegte. In der Auswahl der 
Zeugen, in der Formulierung des Schlußsatzes befolgt der Stiftbrief 
ein auch in anderen Urkunden beachtetes Verfahren. Die Annahme, 
daß er in eine andere Urkunde gleichsam hineingeschoben wäre, ist 
unbegründet. 
Damit ist die eine der zwei Fragen, die wir uns oben gestellt 
haben, erledigt. Die Stiftungsurkunde ist nicht ein Machwerk späterer 
Zeit, eine Fälschung an sich, sondern wirklich das, wofür sie sich 
ausgibt: das von Tassilo selbst über die Gründung und Dotierung 
des Klosters ausgestellte Zeugnis. 
Hat sich dieses Zeugnis aber auch rein und unverfälscht er¬ 
halten? Ist es nicht im Lauf der Zeit durch irgendwelche Verände¬ 
rungen, Zusätze usw. verunechtet worden, so daß die Stiftung tat- 
h Aus diesem Zusammenhang folgert Meichelbeck (Chron. Benedictb. I. 11), 
daß Tassilo vor Kremsmünster kein anderes Kloster erbaut habe. Vgl. dagegen 
die Stiftungsurkunde von Innichen (769). B. n. 34.
	        
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