Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

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der oberösterreichischen Geschichte, ist derselben Ansicht: „Es ist 
nun allerdings die Stiftungsurkunde von Kremsmünster in der über¬ 
lieferten Form nicht echt; trotzdem darf ihr Inhalt soweit als voll¬ 
kommen richtig festgehalten werden, als er, wie sogar ein Teil der 
Form selbst, durch die echte Bestätigungsurkunde Kaiser Karl des 
Großen vom 3. Jänner 791 gesichert ist.“1) Vancsa hält die Urkunde 
„zum Teil durch Interpolationen für verunechtet“.2) 
Die Anschauungen gehen, wie man sieht, weit auseinander und 
sind unsicher und verworren. Will man ein möglichst sicheres Urteil 
gewinnen, so muß man die Urkunde als Ganzes und in allen ihren 
Teilen, nach Inhalt und Form einer genauen Untersuchung unter¬ 
ziehen. 
Der Versuch sei hier unternommen. Allerdings sind wir über 
die Kanzlei der Agilulfinger nur wenig unterrichtet, aber in den 
Freisinger, Mondseer und den anderen altbayrischen Traditionen 
steht uns ein reiches Vergleichsmaterial zur Verfügung. Zudem be¬ 
sitzen wir in dem Diplom, durch das Karl d. Gr. die Stiftung Tassilos 
bestätigte, ein wertvolles Kriterium, das uns die Untersuchung wesent¬ 
lich erleichtert. 
Den formellen Teil der Urkunde d. h. Einleitung und Schluß 
ohne Rechtshandlung hat (1555) Wolfgang Laz aus dem Codex Fri- 
dericianus von Kremsmünster in sein Werk „De gentium aliquot 
migrationibus“ aufgenommen; er bezeichnet sie als ein „admiratione 
dignum diplomatis exemplum“,3) hat sie aber keineswegs genau 
ediert. Von ihm hat sie 1688 Heinrich Meibom abgedruckt, der der 
Stiftung Kremsmünsters eilte eigene Abhandlung widmete.4) Der 
erste, der die Urkunde in ihrem vollen Wortlaut veröffentlichte, war 
P. Simon Rettenpacher, der im Jubeljahr des Klosters 1677 die „An- 
nales monasterii Cremifanensis“ herausgab und seiner Darstellung 
die wichtigsten Urkunden des Klosters, darunter auch die Stiftungs¬ 
urkunde, einfügte/): Seine Edition benützte Meichelbeck, der (1724) 
den Stiftbrief in die Sammlung der Freisinger Urkunden aufnahm.6) 
Im Jahre 1763 veröffentlichte Oefele die Exzerpte Aventins (t 1534). 
darunter auch die Stiftungsurkunde nach dem Diplomatar des Abtes 
Hermann von Niederaltaich.7) Eine dritte Fundstelle erschlossen (1829) 
J Strnadt, Die Passio St. Floriani. Archival. Zeitschrift. Bd. VIII. (1898) 62. 
2) Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs. I. (1905) 128. 
a) S. 308. 
4) Rerum Germanic. Tomus III. pag. 191 ss. 
O'S. 24. 
c) Hist. Frising. Pars instrum. Pag. 66. n. 69. 
7) Oefele, Rer. boic. Script. I. 726.
	        
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