Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

so liebevoll an einen gedacht wird. Nnn geht es mir Gott sei 
Dank vorzüglich, und hoffe ich dieses auch von Ihnen und 
Ihrer lieben Familie. 
Ich liege immer noch vor ArraS und kann leider meine 
Wut und meinen Tatendrang nur auf Patrouillen austoben. 
Denn wir liegen doch schon 8 Wochen auf derselben Stelle 
und warten auf den Augenblick, wo es heißt: Druff auf den 
Franzmann. Hier ist es nun leider nicht so bequem wie in 
Ihrer Gaststube auf dem Sofa, aber trotzdem verlieren wir 
nicht den Humor und noch viel weniger den Mut, denn eS muß 
doch mal kommen, nämlich das Kommando: „Seitengewehr 
pflanzt auf! Sprung auf! Marsch, Marsch!" Also wir wohnen 
hier im Schützengraben in der „Villa Hildegard" und in der 
„Sangerhäuserftraße Nr. 2", verbunden mit „Töchterpensionat 
Trudchen". Hier hausen wir nun schon acht Wochen. Als 
Abwechslung gehe ich mal Patrouillen. Auf einem Patrouillen¬ 
gang bin ich bis in die feindlichen Vorposten rein gekommen. 
Da schwebte ich auch mal wieder in Gefahr, entweder gefan¬ 
gen genommen oder totgeschossen zu werden, denn ich befand 
mich 40 Meter hinter einem starken Vorposten und ganz 
allein; meine beiden Begleiter hatte ich zurückgelassen. Ich 
wollte nämlich die Minen vor den französischen Stellungen zur 
Entzündung bringen oder den Draht der Fernleitung zerstören. 
Ein gewagtes Unternehmen, ist mir leider der Ueberzahl der 
Feinde halber nicht gelungen. Dafür habe ich sie aber auch 
geärgert, indem ich bei nächster Gelegenheit die deutsche Fahne 
dicht vor den feindlichen Schützengräben aufpflanzte und einen 
Aufruf an die Franzosen zurückließ. 
Ich mußte nämlich noch mitten in der Nacht abrücken, und 
einen Dorfeingang besetzen. Ich stand dort so einsam 
auf stiller Wacht, da bekommt man so allerlei Gedanken, und 
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