Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Das Bild des Krieges. 
Daß es bei unö an der Feuerlinie manchmal recht unge¬ 
mütlich zugeht, das konnte ich eben wieder erfahren. Kurz 
vor IO Uhr abends erhielt ich den Befehl, mit dem Rad eine 
Meldung nach dem Feuerkommando der Artillerie zu bringen, 
welche etwa eine halbe Radstunde entfernt lag. Zu jeder 
anderen Zeit wäre der Weg leicht zu fahren, aber den Tag vor¬ 
her tobte hier eine reguläre Infanterieschlacht, so daß der Weg 
über und über mit Leichen beider Nationen bedeckt war. Nun 
wäre ja wegen toter Menschen nichts einzuwenden, — im 
Kriege gewöhnt man sich daran — aber wenn eö Nacht wird, 
dann wird so mancher Tote oder Verwundete wieder lebendig 
und knallt einen ohne Federlesens von hinten nieder. Beson¬ 
ders zeichnen sich in dieser Art die TurkoS aus, diese wilde 
Bande, aber auch die Engländer leisten in diesem hinterlistigen, 
feigen Tun Besonderes. 
So fuhr ich denn, eingedenk der Belehrung meines Offi¬ 
ziers, drauf loö, selbstverständlich ohne Radlicht, nur mit einer 
elektrischen Blendlaterne. An Waffen hatte ich außer Seiten¬ 
gewehr noch eine Browning-Pistole und das feste Messer des 
Offiziers. Der Regen hatte aufgehört, doch war eS stockdun¬ 
kel, rabenschwarze Nacht; mein Ziel konnte ich nicht verfehlen, 
da dortselbst ein Scheinwerfer sein Licht spielen ließ. So fuhr 
ich etwa zehn Minuten, nicht ohne gelindes Grauen, durch ein 
wüstes Durcheinander von toten Franzosen, Turkos, Pferden, 
zusammengeschossenen Kanonen, umgestürzten und zerstörten 
Wagen, Autos usw., als ich plötzlich durch ein Stöhnen vor 
mir aufmerksam gemacht wurde. Ich stieg vom Rade, horchte 
gespannt, aber auch den Revolver gespannt, und ging den Lau¬ 
ten nach. Was ich nun im Bereiche der Blendlaterne sehen 
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