Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

mußte sein Leben lassen. Wir gingen mit Hurra darauf los, 
konnten aber den Feind nicht besiegen, denn er hätte das ganze 
Bataillon aufgerieben. Ich selbst konnte eine Kirchhofmauer 
erreichen, auf derselben hatte der Feind die Gewehre aufge¬ 
legt. Ich hörte sämtliche Kommandos des Gegners. Hier 
hatte ich mein Leben aufgegeben. Da kam der Indianer zum 
Vorschein, wie man eS so vielfach in den Schundromanen lieft. 
Mein Gewehr zwischen den Zähnen kroch ich auf dem Bauche 
zirka ICO Meter zurück, es war ein großer Strohhaufen in der 
Nähe, hinter dem ich mich verbergen wollte, hinter demselben 
waren Dutzende von Verwundeten, jeder wollte den anderen 
verdrängen, um besser gedeckt zu sein. Ich ging gleich wieder 
in kriechender Stellung weiter, um die Verwundeten nicht 
zu belästigen, und kam in einen Graben. Ich erhielt einen 
Schuß durch mein Kochgeschirr, der von den im Tornister be¬ 
findlichen Schnürschuhen abgelenkt wurde. Nach 2V2 stän¬ 
digem Verbergen ging die alles belebende Sonne wieder auf, 
und ich begrüßte sie mit Freuden. Am 10. Oktober wurden 
wir dann aus der ersten Gefechtslinie zurückgezogen. Sämt¬ 
liche Offiziere des Bataillons sind gefallen. Wir waren am 
10. Oktober ohne Führung. In die Kompagnie sind große 
Lücken gerissen worden. Morgens wenn die Sonne aufgeht, 
muß ich jedesmal an das bekannte Lied denken: „Morgen¬ 
rot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod." 
Mit der Fußartillerie. 
18. Oktober 1914 
Kirchweihsonntag im Felde! Es ist gerade, als ob »>an 
sich diesen Tag herausgesucht hätte als Beginn einer mörderi¬ 
schen Schlacht. Auf der ganzen Linie eröffnete gestern abend 
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