Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Am 1. Tag hatten wir Ruhe, weil wir die ganze Nacht 
gewacht hatten. Der 2. Tag brachte Ausmarsch und Feld¬ 
dienstübung. Aber schon als wir nach R. zurückkamen, wur¬ 
den wir von schwerer Artillerie beschossen. So etwa um Mit¬ 
tag herum und abends zwischen 5 und 6 Uhr gabs „eiserne 
Portionen". Sie können sich denken, daß wir, die wir nun 
über 12 Wochen im Artilleriefeuer liegen, den Granaten ge¬ 
genüber ziemlich gleichgültig geworden sind. Das ist ja ein¬ 
mal der Welt Lauf: man gewöhnt sich an alles! Nun war es 
Sonnabend nachmittag 5,30 Uhr. Ich sitze ganz gemütlich 
und esse Abendbrot. Da grunzt es wieder in weiter Ferne, 
und es dauert nicht lange, da hört man auch schon das damit 
unweigerlich verbundene Sausen und Krachen. Die Biester 
gehen weiter rechts in die Stadt hinein. Es grunzt wieder 
und sauft auch wieder! Aber so nahe, daß ich unwillkürlich 
aufspringe, um mich hinzuwerfen. Aber ich stehe noch gar 
nicht, da kracht es auch schon. Die Fensterscheiben zersprin¬ 
gen, der ganze Hof ist in schwarzen Qualm gehüllt. Und als 
ich im selben Augenblick aus der Tür trete, da schreit und 
wimmert es so fürchterlich, daß mir das Herz springen will. 
Im Torweg ist das Ungeheuer zerplatzt: I Kamerad tot, 7 
schwer und l leicht verwundet. Zwei der Verwundeten sind 
jetzt auch schon gestorben. Den Anblick, als sich der 
Qualm verzogen hatte, kann ich Ihnen nicht beschrei¬ 
ben, und Sie können ihn sich nicht ausmalen. Ein Kamerad 
hatte 15, ein anderer 20 Wunden. „Ein furchtbar wütendes 
Schrecknis ist der Krieg!" 
Ein Offensivstoß auf der Linie Albert—Arms. 
Als vor mehreren Tagen die französische Artillerie begann, 
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