Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Abendkaffee unsere Kartoffeln damit. Zur Zeit ist das für 
uns eine Götterspeise. Nur abends haben wir eine sehr ange¬ 
nehme Unterhaltung. Programm: HauSkapelle, bestehend aus 
Klavier, Ziehharmonika, Mundharmonika; Pauke bildet 
dumpftönender Lederklubsessel; Schlagzeug: Eßbestecke und 
leere Flaschen. Die reinste Wiener Zigeunerkapelle. Dazu 
Volks- und Soldatenlieder, komische Vorträge, sowie Rezi¬ 
tationen in verschiedener Mundart wie schwäbisch, elsässerisch, 
Kölschplatt meiner lieben Kameraden. Die Kerls haben ent¬ 
schieden Gefühl und Gehör, denn ihre Kapelle spielt ziemlich 
anständig und gefühlvoll. Haben dadurch bald jeden Abend 
unsere Offiziere in unserer Villa zu Besuch, ja sogar unser 
Abteilungs-Kommandeur war gestern, Sonntag abend, 3 
Stunden in unserer Mitte und erklärte, im Felde noch keinen 
so gemütlichen und unterhaltungsreichen Abend genossen zu ha¬ 
ben. Wenn dies so weiter geht, so müssen wir noch einen 
Konzertsaal bauen. 
Jetzt ist es hier sehr kalt geworden. Leichte Schneedecke 
mit Rauhreif und milder Sonne. Das schönste Wetter. Vor¬ 
aussichtlich sollen wir hier noch einige Zeit bleiben. Leider. 
Wir möchten mehr Arbeit haben und vor auf Paris. Hof¬ 
fentlich geht es bald wieder vorwärts. Uns kocht das Blut. 
Westnordwestlich Noyon. 
2. Dezember 1914 
Deine Karten vom 20. November gestern erhalten. Das 
Schachbrett habe ich erhalten, auch Laterne, desgleichen Schnaps 
und Wurst, Wörterbuch und Zigaretten, nicht aber Wolldecke 
und Weste. Besten Dank für alles. 
Daß ich abkommandiert bin, weißt Du ja schon, mein Chef- 
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