Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Häusern die Scheunentore und Haustüren zu nehmen. Dabei 
kommt es natürlich zu jammernswerten Auftritten, und so ein 
klagendes Weib, Mutter vieler Kinder vielleicht, zerreißt mir 
die Seele. Ich wende mich ab, wenn mich die Bedauerns¬ 
werten mit prüfendem und zugleich anklagendem Blicke messen: 
ich komme mir vor, wie ein Verbrecher. Und doch muß es 
sein. Unsere Selbsterhaltung gebietet eö. Und letzten Grun¬ 
des sind wir es uns nicht selbst, sondern unserm Deutsch¬ 
land, das doch jetzt erst wirklich ein Begriff für uns geworden 
ist, schuldig. Nun fällt ja die Stimmung des einzelnen gar 
nicht ins Gewicht; ich werde wohl auch das noch überwinden. 
Aber ist dies nicht eine Schattenseite des Krieges? Im 
großen und ganzen bin ich über alle Fährnisse gut hinwegge¬ 
kommen; Krankheiten, von denen viele Kameraden betroffen 
wurden, haben mich bis jetzt glücklicherweise verschont. Ich 
bin aber auch schlaff geworden. — Die vielen Erdarbeiten, 
die in Eile meist und Erhitzung hergestellt werden müssen! 
Und ich will da meinen Mann stehen. Man kann wirklich 
glücklich sein, wenn man seine gesunden Knochen behält, alles 
andere ist nichts dagegen. Hoffen aber wollen wir, daß Deutsch¬ 
land auch ferner von den Verheerungen dieses Krieges ver¬ 
schont bleiben möge. Was sich hier dem Auge an Verwüstun¬ 
gen bietet, ist unbeschreiblich. 
Acht Wochen im Schützengraben. 
Vor Noyon, I I. November 1914 
Seit acht Wochen wohne ich schon im Walde im Schützen¬ 
graben. Da wir in unseren feuchten Wohnungen keine Miete 
zahlen, ist natürlich auch die Einrichtung dementsprechend min¬ 
derwertig. Schöner Kurort: Eisenhaltige Luft mit Pulver- 
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