Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Tag seine Arbeit, und da bleibt nicht viel Zeit zum Briefschrei¬ 
ben übrig. Heute habe ich zum Beispiel erst Kaffee gekocht, 
dann Fleisch zerhauen, gewaschen und gekocht. Dazu zwei ge¬ 
waltige Töpfe Reis. Gestern hatte ich eine Hammelkeule ge¬ 
schmort und dazu Kartoffeln gedämpft. So was gibt's aber 
nur sehr selten. Meist besteht unser Kochzettel nur auö Lin¬ 
sen, Erbsen oder Reis. Morgen werde ich noch einmal aus 
Rindfleisch Schmorbraten machen, und dann ist's wieder ein¬ 
mal Schluß für längere Zeit mit den guten Bissen. Zum 
Schmoren und Braten wird hier nur Rindertalg benutzt. 
Läuft Dir da nicht das Wasser im Munde zusammen, liebe 
gute kleine Anna? 
Am Sonntag sind wir das erstemal während des Feldzu¬ 
ges in der Kirche gewesen. Es hieß: „Freiwillige vor!" 
Aber keiner wollte fernbleiben und inzwischen Wache halten. 
Das erste Lied, das gesungen wurde, war das „Niederländi¬ 
sche Dankgebet". Du weißt ja, liebe Anna, daß ich es immer 
gern gesungen habe, und so habe ich denn auch kräftig mitge¬ 
sungen. Zum Schluß wurde „Deutschland, Deutschland über 
alles" gesungen. Bedenke nur: in einer französischen Kirche! 
Wie das aber gesungen worden ist, habe ich es noch nie gehört. 
Was mögen nur die Franzosen gedacht haben, die mit in der 
Kirche waren? 
Liebe Anna, ich glaube, wir werden nicht mehr lange hier 
bleiben. Seit gestern wird wieder tüchtig geschossen, nach¬ 
dem fast vierzehn Tage Ruhe gewesen war. Wenn eö vor¬ 
wärts geht, dann müssen auch wir, die wir immer dicht hinter 
der Front sind, hinterher. Dann wird es zwar wieder schlechter 
für uns, aber das macht nichts. Ich wünschte nur, Du könn¬ 
test mal sehen, wie herrlich wir unser Lager eingerichtet haben. 
Zum Schlafen haben wir uns richtige Hundehütten gebaut. 
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