Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

zum 18. Oktober hatte ich die Ehre, mich mit meiner Kom¬ 
pagnie etwa 800 Meter über die Stellung hinaus vorzuarbei¬ 
ten, habe sechs Nächte hindurch ununterbrochen Stützpunkte 
angelegt und befinde mich im Bereiche unserer Armee am 
nächsten dem Feinde gegenüber. Die ganzen Nächte hindurch 
haben meine Leute schwer arbeiten müssen, wo wir tags ruhend, 
nachts arbeitend, von feindlichen Granaten belästigt wurden. 
Gott sei Dank hatte ich bis jetzt Glück, so daß beim letzten 
nächtlichen Vorstoß des Feindes ich nur einen Verwundeten 
hatte; der arme Kerl wurde durch ein Granat¬ 
stück im Rücken schwer verletzt. Am 20. desselben Monats, 
dem Geburtstage meines lieben Sohnes Edgar, hatte ich be¬ 
sonderes Glück. Ich saß in meinem Fuchsloch, schrieb gerade 
einen Glückwunschbrief an meinen Sohn Edgar, als plötzlich, 
kaum fünf Meter hinter mir, eine Granate platzte und, ohne 
mich zu verletzen, die runden Bleikugeln um mich herum 
streute. Am 21. Oktober sind wir zur Verfügung des Armee- 
Kommandos zurückgezogen worden. Während der Ruhe¬ 
tage halte ich mit meiner Kompagnie nur drei 
Stunden Dienst und einen Appell ab. Die übrige Zeit widme 
ich der Ruhe der Leute. Heute mittag hatten wir Feldgot¬ 
tesdienst in einer zerschossenen französischen Kirche, und das 
härteste Herz mußte weich werden, die Augen wurden feucht, 
als sich in unsere von der Regimentskapelle begleiteten Choräle 
der zischende Gesang feindlicher Granaten mischte. 
Feldleben um Bapaume. 
* 
Bapaume, 23. Oktober 1914 
Endlich finde ich wieder einmal Zeit, Dir ein bißchen zu 
schildern, was wir jetzt tun und treiben. Man hat Tag für 
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