Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

22. September, wo ich dazu komme mein Schreiben zu schlie¬ 
ßen, ist die Schlacht immer noch nicht entschieden ... In un¬ 
serer Linie ist die Arbeit getan. Wir liegen in starken Stel¬ 
lungen, die für den Feind unübersteigbare Mauern bilden 
sollen. Bei uns sprechen augenblicklich nur die Kanonen. 
Was auf den anderen Teilen des großen Schlachtfeldes vor 
sich geht, davon habe ich natürlich keine Ahnung. Ich gehöre 
heute zu einer Wache, die zum Schutze des Regimentsstabes 
kommandiert ist, der in einer großen Besitzung sein Quartier 
hat. Aber trotzdem bin ich nicht gesichert, mehrmals schlugen 
feindliche Schrapnells bei uns ein, die für die unmittelbar bei 
uns liegende Artillerie bestimmt zu sein schienen. Man kann die 
Schrapnells schon von weitem ansurren hören und sich noch 
schnell an die Wand drücken. Unsere Artillerie scheinen feind¬ 
liche Flieger ausgekundschaftet zu haben. Vor einer Stunde 
wurde einer heruntergeholt. Bis vor kurzem schossen einige 
unserer Geschütze in geringerer Entfernung rechts hinter mir. 
Sie machten einen großen Lärm, ich schrieb aber trotzdem wei¬ 
ter. (Gerade fliegt wieder ein französischer Flieger über 
uns.) 
Von unserem Abmarsch in Belgien her bin ich nicht ein 
einziges Mal mehr dazu gekommen, meinem Körper die nö¬ 
tige Ruhe zu geben. Wir befinden uns alle in einem müden, 
überreizten Zustand, und doch tun wir alle unsere Pflicht, und 
der Wille zum Siege beseelt uns. Das Pfeifen der Kugeln 
erschreckt uns nicht mehr, der Anblick von Verwundeten, Ster¬ 
benden, Toten und zerrissenen Menschenleibern ist uns zur Ge¬ 
wohnheit geworden. In wirkliche Furcht jagen uns nur 
platzende Schrapnells, denn deren Geschosse kommen von oben 
aus der Luft. Vor ihnen nützt kein Sichhinwerfen auf den 
Boden oder Ducken in Gräben. Sie fegen überall hin. Um 
z 
35
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.