Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Der Beginn der Umfaffungsschlacht. 
22. September 1914 
Der erste Marschtag führte uns in die Hauptstadt Belgiens, 
Brüssel. Direkt vor der Stadt, auf einer hochgelegenen Stel¬ 
le, hielten wir um Mittag noch einmal an, um unser Mittag¬ 
brot zu verzehren. Von dort aus halten wir einen herrlichen 
Ueberblick über das kleine Paris. Bei schönstem Wetter 
marschierten wir dann in die Stadt hinein. Wir erhielten 
Quartier in einer Kaserne. Wir hatten also nur Gelegen¬ 
heit die Straßen Brüssels zu sehen, durch die wir geführt wur¬ 
den. Das genügte aber auch schon, um uns einen Eindruck 
von der Schönheit der Hauptstadt Belgiens gewinnen zu 
lassen . . . Nach langem Marsche fanden wir gegen Abend 
unser Bataillon. Unsere Kompagnie bezog für zwei 
Tage Quartier bei den Zwergbauern. Wir konn¬ 
ten uns mit diesen kleinen Leuten recht gut stehen. In 
dem nahe gelegenen Städtchen Assche las ich zum ersten Male 
eine Bekanntmachung, die in einem ganz anderen Tone, wie 
sonst üblich, gehalten war, und die auf jeden Menschen, den 
die Greuel des Krieges für die betroffenen Gebiete und deren 
Bewohner anwidern, einen herzerfrischenden Eindruck machte. 
Unser kommandierender General machte die durchgehenden 
Truppen darauf aufmerksam, daß die Einwohner von Assche 
sich in jeder Weise entgegenkommend gezeigt hätten, und daß 
unser Verhalten auch dementsprechend sein sollte. Auch sonst 
wurde mehrmals bei geeigneten Gelegenheiten darauf aufmerk¬ 
sam gemacht, daß die Einwohner schonend zu behandeln und 
namentlich Requirierungen nicht in Plünderungen ausarten 
dürften ... Nach der uns gut bekommenen zweitägigen Ruhe 
marschierten wir in einem unabsehbaren, aus allen Waffen- 
3 
33