Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

in irgendeinem anderen Lande so freudig und so reichlich gege¬ 
ben wurde, als bei uns. Alle Stände, alle Klaffen wetteifer- 
Geben. Ob hoch oder nieder, arm oder reich, jeder wollte 
nach besten Kräften dazu beitragen, den Wackeren draußen 
möglichst viel Gutes zukommen zu lassen. Und ganz beson- 
rührend war es, daß gerade die Aermsten unter den Ar¬ 
es sich nicht nehmen ließen, ihr Scherflein zu geben. Paul 
Schweder erzählt in der „Täglichen Rundschau" ein derarti¬ 
ges Beispiel, das ganz besonders bezeichnend ist. Die Weih¬ 
nachtsgaben für eine hinter den Schützengräben liegende Bat¬ 
terie sind abgeladen, Stall und Stube der nordfranzösischen 
Ferme mit Kisten und Paketen gefüllt. „Da kam ein Kano¬ 
nier noch mit einem ganz kleinen Päckchen an, das er bei einer 
letzten gründlichen Durchsuchung des Wagens in einer Ecke 
gefunden hatte. Der Hauptmann las: ,Von einem einund- 
achtzigjährigen alten Manne, der sich diese 30 Zigarren ab¬ 
sparte, um damit einen unbekannten Soldaten an unserer 
erfreuen. Wenig aber von Herzenff Keine 
nähere Angabe, wie ich sie sonst wohl gefunden 
habe, um eine freundliche Nachricht von dem Empfänger zu 
bekommen. Wir saßen schweigend da. Und plötzlich war es 
mir, als würde die kleine Wohnstube licht und weit." 
Mit dem Weihnachtsmanne aus der deutschen Heimat kam 
auch in ungezählten Fällen ein Zweiglein deutschen Tannen¬ 
ein kleines Gedicht, ein liebes deutsches Wort, vor 
deutscher Sinn und Geist. Es war, als ent- 
Iterge allen diesen Sendungen ein heimlicher, zarter Duft von 
freundlichen, feinen Frauenhänden, als erklinge ein leise ge¬ 
sungenes Weihnachtslied von Kinderlippen, und selbst bei ei¬ 
ner von Männerhand genagelten, schweren Kiste schien eö, als 
ob ein bärtiger Mund einen stillen Gruß an die Tapferen in 
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