Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

wahrhaftig, da gibt es Leute in der Heimat, denen der deut¬ 
sche Sieg nicht schnell genug in die warmen Betten läuft!" 
Nach einer drastisch-köstlichen Schilderung seines regenfeuchten 
Nachtlagers fragt die zu seiner Bedienung kommandierte Or¬ 
donnanz am anderen Morgen, wie die Nacht gewesen sei? 
„Ganz gut! Ein bisserl feucht halt! „Mein," lautet die 
Antwort „da haben wir'S jetzt noch wie im Himmel! Aber die 
vorig' Wacht, da haben wir sechs Nacht' lang im Wasser 
hocken müssen. Niederlegen hat man sich gar nimmer können. 
Auf'm Tornister hat man halt sitzen müssen. Da hat's die mei¬ 
sten von uns a bissel verdrossen. Alle haben wir geschimpft, 
ja. Bloß an einziger iS zufrieden gewesen. DöS war a Töl- 
zer Floßknecht. Der hat aüweil g'sagt: ,Dös bin i g'wohnt!' 
Da haben wir uns a gut's Beispiel g'nommen." — Draußen 
rauschte der schwere Regen. Heißer Tee. Fünf Tassen. Dann 
hinauf in den Schützengraben. Hier sind im Morgengrau 
schon alle bei der Arbeit. Fast durch die ganze Länge des Gra¬ 
bens liegen die Lehmwände niedergebrochen. Alles, was Bo¬ 
den heißt, ist verschlammt und überschwemmt. Und den schan¬ 
zenden Soldaten rinnt das Wasser über Gesichter, Rock und 
Hosen herunter. Und immer schwatzen sie lustig und machen 
jene kleinen, netten Späße, in denen eine große, tiefe Seele 
steckt — die Seele des deutschen Volkes . . . Mein ganzes 
Denken ist ein einziges, heißes, inbrünstiges Gebet zur Sonne: 
,Komm und scheine den Unseren! Meinetwegen auch den an¬ 
deren! Wenn nur die Unseren trocken werden und sich wärmen 
können!' Und Ihr daheim? Ihr Tausende voll Ungeduld? - 
Erlebt das, und ihr werdet geduldig werden!" 
In einer Reihe von Briefen spielen Liebesgaben und Weih¬ 
nachten eine gewichtige Rolle. Auch darin hat sich das deut¬ 
sche Gemüt gar herrlich geoffenbart. Ich glanbe nicht, daß 
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