Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

wehr auf freiem Felde liegen bleiben. Mir blieb denn auch 
nichts anderes übrig, als das Schicksal so mancher zu teilen. 
Ich versuchte mich eben etwas einzubuddeln, da trifft mich 
in die Hüfte etwas wie ein Schlag, der mein ganzes Bein 
geradezu lähmte. Dann ein stechender Schmerz. Ich schrie 
auf, versuchte weiterzukriechen, aber ich war wie am Boden 
festgenagelt. Dann wurde ich ohnmächtig. Wie lange ich so 
lag, weiß ich nicht. Wie ich erwachte, hörte ich links und 
rechts von mir mehrere Kameraden in tiefstem Schmerz stöh¬ 
nen. Links von mir liegt mein Freund W. ... Eben spreche 
ich einige Worte mit ihm, da trifft ihn eine zweite Kugel, 
ein Querschläger, in den Kopf, der ihm die Schädeldecke 
spaltete. Mit dem Aufschrei: „Mein Jesu, Barmherzig¬ 
keit, Amen!" haucht er sein Leben auö. Tränen traten mir 
unwillkürlich in die Augen, und heute noch gedenke ich mit 
Wehmut dieser nervenerschütternden Szene. Mein Freund 
war nicht der einzige, der durch eine zweite Kugel starb. Die 
meisten, die anfangs leicht verwundet waren, erhielten, weil 
sie dem feindlichen Feuer, zumal aus der Flanke, so offen 
ausgesetzt waren, im Laufe des Nachmittags einen Gnaden¬ 
schuß. Daß ich diesem Schicksal entgangen bin, kann ich 
heute noch nicht fassen. 
Immer wütender wurde im Laufe des Nachmittags das 
Feuer auf beiden Seiten. Mit Taschenmesser und Fingern 
suchte ich mir unter Aufwendung aller Kräfte nach beiden 
Seiten hin eine Flankendeckung zu verschaffen. Zudem bot 
mir die Leiche meines Freundes einigen Schutz. Rechts von mir 
lag ebenfalls ein 16er, den ich soweit an mich zog, daß er 
einigermaßen Schutz gegen Sicht bot. Da — wieder ein 
heftiger Schmerz in derselben Körpergegend. Nun war ich 
so ziemlich keiner Bewegung mehr mächtig. Ich betete, zu- 
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