Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

haben?" Ich lief jedoch weiter, ohne überhaupt sehen und 
hören zu können, und erreichte glücklich den Graben. Nach 
kaum einer Viertelstunde war die Verbindung mit den 
ISern und 56ern aufgenommen, und in einigen verlustrei¬ 
chen Sprüngen gelangten wir hinter die Gartenhecke. 
Der Tod hielt indes auch hier fürchterliche Ernte, gerade¬ 
zu, als habe er uns heute Rache geschworen. Da die Eng¬ 
länder daö Herannahen der Feldgrauen hinter ihren Ver¬ 
stecken genau beobachteten, so bestrichen sie die Hecke mit ei¬ 
nem wahren Hagel von Geschossen. Die meisten erhielten 
Kopfschüsse. Bald ertönte hier bald dort der letzte Aufschrei 
eines Getroffenen. Daß uns dabei die Tränen in die Augen 
traten, kann wohl niemand als Schwäche bezeichnen. In¬ 
des wollten wir den Tod der vielen Kameraden nicht unge- 
sühnt lassen. Mit Hurra, bei dem wir uns selbst nicht wie¬ 
dererkannten, ging es vor bis zu der Anhöhe am Hohlwege. 
Aber, hatten sich denn alle Geister gegen uns verschworen? 
„Flankenfeuer von links, der rechte Flügel muß weiter vor¬ 
gehen," rief der Hauptmann der 8. Kompagnie, der selbst, 
stehend freihändig nach den Engländern hinüber schoß, wäh¬ 
rend ein Leutnant die Wirkung durchs Glas beobachtete. 
Das ermutigte uns und zwang zur Nachahmung. Mit 
„Sprung auf, marsch, marsch" ging es in kurzen Abstän¬ 
den vor, und in kaum einer halben Stunde hatten wir den 
englischen Schützengraben nebst einem in der Nähe befind¬ 
lichen Verbandsplatz mit sechs Verwundeten erobert. Die 
Engländer selbst hatten sich ins Dorf zurückgezogen, das sie 
nun mit unglaublicher Hartnäckigkeit verteidigten. 
Es mochte 12 Uhr sein. Ich war noch unverwundet. Der 
englische Schützengraben hatte indes nicht alle Leute auf¬ 
nehmen können. Eine Anzahl mußte daher vor der Brust- 
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