Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

höhe. Wieder eine Pause. Eö wurde mehr und mehr dun¬ 
kel, und der Feind zog sich ins Dorf zurück. Das Gewehr¬ 
feuer ließ nach, auch der Kanonendonner verstummte. Ader 
nun setzte wieder ein feiner, durchdringender Regen ein. 
Gegen 9 Uhr kam der Befehl: „Die 12. Kompagnie 
geht unter Vermeidung jeglichen Geräusches vor bis unmit¬ 
telbar vor H. . . . und setzt sich dort fest, wobei das Gelände 
nach Möglichkeit auszunützen ist." Das bedeutet eine le¬ 
bensgefährliche, aber ehrenvolle Aufgabe. Wir teilten uns in 
zwei Hälften, traten sämtliches Schanzzeug an die eine ab 
und rückten etwa 300 Meter vor. Hier begann der eine Teil 
Schützengräben auszuwerfen, der andere ging mit aufge¬ 
pflanztem Bajonett etwa 100 Meter weiter, um einen mög¬ 
lichen Ueberfall zu vereiteln. Er hatte unter allen Umstän¬ 
den auszuhalten, koste es, was es wolle. Zur eigenen Si¬ 
cherung wurde dann noch eine Horchpatrouille zu je 3 Mann 
vorgeschickt; darunter war auch ich. Wir schlichen nach vor¬ 
herigem genauen Absuchen der Umgebung hinter ein mehr 
als mannshohes Holundergebüsch, von wo aus wir über einen 
Gemüsegarten hinweg den Dorfrand beobachten konnten. Im 
Dorfe war alles ruhig, auch sonst nichts Verdächtiges zu 
sehen. Dennoch horchten wir angestrengt. Lange standen wir 
so. Um jegliches Geräusch zu vermeiden, mußte auf Ablösung 
verzichtet werden. Jegliches Schlafgefühl war indes ver¬ 
schwunden, einesteils aus Besorgnis um das eigene liebe Le¬ 
ben, andererseits auch infolge des kalten Regens, der mehr 
und mehr in unsere Kleider eindrang. Plötzlich ein Kni¬ 
stern, ein verhaltenes Geräusch . . . Was konnte das sein? 
Etwa eine englische Patrouille: Wir lauschten angestrengt, 
das Herz klopfte hörbar in der Brust. Da . . . wieder das¬ 
selbe Geräusch, diesmal vermischt mit einem Gemurmel wie 
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