Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Wir traten den Rückweg an, da bannte noch eine Leiche 
unseren Schritt. In einem Granatloch lag ein Franzose. - 
Auch er sollte ein ehrliches Soldatengrab haben und nicht 
von den Raben zerhackt werden. Gesagt, getan. Wir woll¬ 
ten daö Granatloch zum Grabe erweitern und mußten deshalb 
erst den Toten herausnehmen. Vier Hände griffen zu. - 
Doch, was war das? Der Franzose war nicht steif, wie unser 
Kamerad, den wir soeben gebettet; nein, er zog sich zusammen, 
stand plötzlich auf den Beinen und sah mit großen Augen in 
unsere ebenso großen Gucklöcher. Ehe wir uns von Schreck 
und Verwunderung erholt hatten, lief der Totgeglaubte mit 
großen Schritten davon. Schneller aber folgte ihm der 
Feldwebel und erhaschte ihn beim Genick. 
Es war ein französischer Patrouillengänger, der, in der 
Hoffnung, wir würden uns nicht um einen toten Franzosen 
kümmern, sich totgestellt hatte. — Schnell gingen wir zum 
Schützengraben zurück und erreichten ihn ohne Schaden, ob¬ 
gleich die Franzosen, die von der Begleitung des Scheintoten 
benachrichtigt waren, ein lebhaftes Feuer eröffneten. Im Zi¬ 
villeben bin ich bei der Rückkehr von einer Beerdigung noch 
nicht mit soviel Lachen empfangen worden als in der Nacht, 
in der wir mit unserem „Scheintoten" durch den Schützen¬ 
graben zogen. - Aber das ist ja eine Eigenart des Krieges, 
daß er bitteren Ernst und Ulkszenen auf derselben Platte 
serviert. 
* * 
Die erste Zeit war nicht sonderlich anstrengend im Schützen¬ 
graben gewesen. Schanz- und Wachtdienst konnten nach der 
Aufhöhung der Kompagnie geleistet werden, ohne den einzel¬ 
nen zu drücken, der Gesundheitszustand war vorzüglich, und 
wenn auch das heimische Federbett besonders von uns Alten 
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