Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

los, immer der „Kompagniemutter" nach bis an den Schützen¬ 
graben. 
Die Stände waren verteilt, das Esten ausgegeben und die 
Wachen aufgestellt und abgelöst. Die Gespensterstunde be¬ 
gann; fern auf französischer Seite hörte man eine Turmuhr 
schlagen. Wieder ging der Feldwebel nach dem Schützen¬ 
graben; leise und doch deutlich klang seine Stimme: „Auf 
halbem Wege zwischen unserer und der französischen Stel¬ 
lung liegt noch ein Kamerad; wer meldet sich freiwillig zur 
Beerdigung?" Ich trat vor, und schon drängten sich die Lands¬ 
leute heran. „Ick gah ok mit, ick ok, ick ok!" so klang es, 
weil jeder Vertrauen zu dem Feldwebel hatte und keiner sei¬ 
nen Landsmann allein gehen lassen wollte. Wohl ein Dutzend 
hatte sich so auf die erste Aufforderung hin gemeldet; nur die 
ersten drei konnten den Feldwebel begleiten. Wir schlichen aus 
dem Graben, krochen durch die Hecke und kamen dann über 
ein Rübenfeld, an das ein Brachacker stieß. Hier an der 
Furche lag unser Kamerad, lang ausgestreckt, auf dem Rücken. 
Ein Kopfschuß hatte dem Leben des Braven ein schnelles Ende 
bereitet. So leise wie möglich hoben wir das Grab aus. 
Als eS die erforderliche Tiefe hatte, legte der Feldwebel einige 
Rasenstücke als Kopfkissen hinein; dann breitete er eine Zelt¬ 
bahn aus, wir legten den Toten darauf und ließen ihn hinab. 
„So liegt er gut, mit dem Gesicht nach der Heimat," sagte der 
Feldwebel und schlug das Zelttuch von beiden Seiten über 
den Kameraden. Still nahmen wir die Mützen ab und dach¬ 
ten beim Gebet auch daran, daß, falls wir hier bemerkt wer¬ 
den sollten, auch uns bald das Grab geschaufelt würde. — 
Der Hügel war fertig, ein Kreuzlein, das der Feldwebel mit¬ 
gebracht, eingesteckt und der Helm auf das Grab gelegt, so wie 
es sich gebührt. 
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