Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

neuem zu beobachten, die, unbekümmert um die „freundlichen" 
Grüße der gegnerischen Artillerie und die zu Dutzenden plat¬ 
zenden Granaten hoch im Aether schwebten und wachsam die 
Operationen des Feindes verfolgten. 
In einem Nest vor Douai gabs eine Ueberraschung: eine 
preußische Feldbäckerei, die dort arbeitete, war, als sie vom 
Vorbeizug der Bayern hörte, rechts und links der Straße mit 
dem „Musikkorps", das wunderliche Pappendeckelinftrumente 
malträtierte, zur Begrüßung angetreten. „Ich bin ein 
Preuße." „Ha, die Bayern!" töntS herüber, „backts fei 
fkeißi, Preußen, daß mers weiter dreschen kenna," erwiderts 
drüben. Im Augenblick sind wir vorbei, aber noch immer 
schlägt die Weise an unser Ohr „und will ein Preuße sein". 
Ja, die Preußen! Das wäre einmal ein eigenes Thema! Vor 
dem Kriege hat man da und dort gehört, daß sich die beiden, 
Preußen und Bayern, nicht so recht „verknusen" können. 
Der Krieg hat das gründlich widerlegt. Nirgends mehr als 
gerade hier oben bei der Armee, wo Kronprinz Rupprecht 
befehligt, sind Bayern und Preußen kunterbunt zusammenge¬ 
würfelt; da war beiden Teilen Gelegenheit gegeben, sich auf 
Herz und Nieren gründlich zu prüfen Und dabei ist ein 
Freundschaftsverhältnis entstanden, wie es keiner von uns vor 
dem Kriege für möglich gehalten hätte. Zwei Beispiele: Zum 
zweiten Male treffen wir hier mit der schweren Garde- 
Munitionskolonne zusammen, mit der wir in unserem ersten 
Quartier acht Tage lang zusammengelegen und den 
Gedenktag der Schlacht bei Leipzig am Biwakfeuer be¬ 
gingen. Den Jubel hätte man sehen sollen, als einer von uns 
die Nachricht brachte, „unsere Preußen" liegen noch hier! 
Auf und sie suchen war eins; noch liegen wir beisammen, und 
wir denken mit Trauer des Tages, der uns wieder trennt. 
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