Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Der Mensch gewöhnt sich an alles! 
17. Oktober 1914 
Du bist über mein Leben und die Vorgänge bei meiner 
Truppe durch die Eltern ja unterrichtet. - Gottlob geht es 
mir, den Umständen angemessen, gut. Der Mensch gewöhnt 
sich schließlich an alles. Das feindliche Feuer betrachtet man 
als etwas Selbstverständliches und die Notwendigkeit des 
ständigen Biwakierens als eine bittere Pille, die man eben 
schlucken muß. Daß sie mit dem nahenden Winter immer 
empfindlicher wird, ist wenig verlockend. Wir rechnen jeden¬ 
falls damit, uns auf den Winter einrichten zu müssen. 
Zurzeit steht meine Batterie in einer tiefen Mulde hinter 
einem steilen Hang. Wir haben uns Erdlöcher hineingeschnit¬ 
ten, in denen wir nachts kampieren, eine nach unseren Ver¬ 
hältnissen ausgezeichnete Unterkunft. Gestern abend ließ ich 
aus einem verlassenen Dorfe einen Wagen Mobiliar holen. 
Es ging heim Abladen zu wie beim Wohnungswechsel in einer 
Stadt. Da gab es Tische, Stühle, Matratzen, Spiegel, 
ja sogar ein eiserner Ofen fand sich vor. Wenn 
ich heute von meiner luftigen Beobachtungsstelle auögefroren 
zur Feuerstellung zurückkomme, hoffe ich ein gemütliches Heim 
mit gedecktem Tisch vorzufinden. Wie lange aber wird die 
Herrlichkeit dauern? Der Befehl „Stellungswechsel" zwingt, 
die ganze Häuslichkeit Knall und Fall zu verlassen und das 
mühsam zusammengesuchte einfach zurückzulassen. 
Es ist schon sehr herbstlich, das richtige Allerseelen-Wetter. 
Von meinem gefallenen Bataillons-Kommandeur habe ich 
einen, wenn auch schon älteren, Schlafsack geerbt, der mir 
jetzt in den kalten Nächten recht gute Dienste tut. 
Mit der Verpflegung ist es jetzt insofern besser bestellt, 
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