Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Der Führer der Maschinengewehr-Kompagnie ließ seine Leute 
nicht schießen, sondern sprang au« dem Schützengraben, um 
sich zu überzeugen, wer da angreife. Al« er 30 Meter vor¬ 
gesprungen war, sah er, daß es Franzosen waren, er schrie nun 
seinen Leuten zu: „Es sind Franzosen! Dauerfeuer!" Im Nu 
knatterten die sämtlichen Gewehre, die Franzosen fielen wie 
die Fliegen. Das sind Bayern, mein Kind! 
Erst gestern kam der Befehl, daß als Baumposten ein 
Scharfschütze hinauf soll. Sofort war einer zur Stelle, der 
gute Mann schoß von seinem Baume auf die im Schützen¬ 
graben liegenden Franzosen, daß es eine wahre Freude war. 
Er traf wohl über hundert und hätte noch mehr erschossen, 
wenn ihn nicht eine Granate vom Baum heruntergeschleudert 
bätte, die ihn aber nicht verwundete. 
Es ist jetzt 12 Uhr 15 nachts, und ich setze meinen Brief 
fort, damit Du siehst, daß ich Euch zuliebe selbst meine gering 
bemessene Nachtruhe opfere. Mittags wurden wir gestört; 
denn als ich im schönsten Schreiben war, schlug eine engli¬ 
sche Granate in den Kirchturm, der nur 20 Meter von uns 
entfernt ist, die zweite kam nach und galt uns. Sie schlug mit¬ 
ten auf unser Haus, schlug durch und krepierte im Fußboden. 
Welch großes Glück, alle kamen mit heiler Haut davon! Ich 
schrieb ruhig an meinem Brief, da sagte Exzellenz: „Nun, 
scheuen Sie diese Granate nicht?" Ich sagte darauf: 
„Exzellenz, die schießen die Kirchweih an." Darauf helles 
Gelächter unter allen Offizieren. 
Eine Liebesgabe habe ich auch erhalten, und denke Dir, 
was? Ein Flascherl Löwenbräubier, ah, dös war guat am Kir- 
da, Samötag! Unsere Mannschaften tanzen, schuhplatteln, 
singen, pfeifen und sind kreuzfidel. So kann Deutschland 
nicht untergehen. 
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