Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

jedoch von vornherein, daß wir jetzt im Verhältnis zu früheren 
Tagen leben wie ein „Gott in Frankreich". 
7 Uhr morgens. Die Posten, zweie an der Zahl, wecke» 
mich und kurz darauf auch meine Leute, d. h. den Rest der 
Geschützbedienung (fünf Kanoniere). ES ertönt der Ruf 
„Aufstehen, Kaffee ist da". Alles wühlt sich aus den Män¬ 
teln und dem Strohlager heraus und verläßt mit verschlafe¬ 
nen Augen den Höhlenausgang, gleichzeitig den Kameraden 
einen Guten-Morgen-Gruß entbietend. Es ist neblig. Gott 
fei dank, denkt der Artillerist, denn vorläufig ist an Schießen 
nicht zu denken. Wir verknallen nämlich nicht so blödsinnig 
wie die Franzosen unsere Munition. Infolge des Nebels 
wäre eine Beobachtung der Schöffe auögefchloffen, und so las¬ 
sen wir das Bombenschmeißen, wie oben erwähnt, lieber 
ganz sein. 
Um so schlimmer ist das Wetter für unsere Infanterie, 
die zirka 1000 Meter vor uns auf der Höhe, die uns ver¬ 
deckt, im Schützengraben „in Stellung" stehen muß, Gewehr 
in der Hand. Man kann kaum 200 Meter weit sehen, und so 
muß die Infanterie beständig auf der Hut sein, um nicht von 
den „Schwarzen", die die gegenüberliegenden französischen 
Schützengräben besetzen, im Nebel überrannt zu werden. Un¬ 
sere liebe Infanterie schätze ich mächtig hoch ein. Unter ihrem 
Schutze fühlen wir Artilleristen uns so sicher wie zu Hause. 
Halt! Wir waren beim Kaffee, der vorzüglich schmeckt und 
an Stärke jedem Hamburger Kaffeehaus Konkurrenz machen 
kann. Er belebt den ganzen Körper. Das Hamburg-Rund¬ 
stück findet guten Ersatz durch ein Stück Kommißbrot. Nach 
dieser Morgenmahlzeit gibt man sich allerlei Art von Be¬ 
schäftigungen hin. Die einen pütschern an der Kanone herum, 
andere beschäftigen sich mit unserem Höhlen-Wohnbau, schür« 
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