Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

seine Söhne; er erzählt mir von russischen Siegen und er¬ 
hält dagegen eine deutsche Zeitung mit Berichten über Hin« 
denburgs Siege und über die versenkten englischen Panzer¬ 
kreuzer. Wir trennen uns mit einem Händedruck, und eine 
Viertelstunde später, nach unserem Einstieg in den Schützen¬ 
graben, geht die Schießerei wieder los. 
Die Franzosen und das Rote Kreuz. 
Heute nachmittag 5 Uhr bekam ich von dem Regiments¬ 
kommandanten den Auftrag (nachdem schon vor zwei Tagen 
ein Kollege bei demselben Aufträge beschossen wurde), zu ver¬ 
suchen, unter dem Schutze der Genfer Fahne vorzugehen und 
einige von den vielen Verwundeten, die seit vier bis fünf 
Tagen daliegen, zurückzuholen. Es war Befehl, und der 
mußte ausgeführt werden. Ich gab zur Vorsicht meinem Bur¬ 
schen mein Eisernes Kreuz, mein Geld und meine Uhr, und 
ging dann mit einem Unteroffizier und zwei Krankenträgern 
vor. Erft der Unteroffizier mit der Fahne, dann ich zehn 
Schritt dahinter (da die Franzosen schon auf zwei Leute bei¬ 
einander mit Granaten schießen) und dann 50 Schritt dahin¬ 
ter die Krankenträger mit der Bahre. Wir gingen langsam 
vor, als wir die deutsche Schützenlinie verließen. Da braucht 
nur einer den Kopf herauszustrecken, dann gibt es gleich eine 
Salve, und erst vor ein paar Tagen hat ein Leutnant dabei 
einen Kopfschuß bekommen: tot. Da überkommt einen doch 
ein „anderes" Gefühl. Keine Angst, aber wenn man weiß: 
Du bist jetzt 500, dann 400 Meter von den Franzosen ent¬ 
fernt, und wenn sie wollen, können sie dich leicht beknallen - 
da wird einem doch etwas anders zumute. Immer 10 Schritt 
gingen wir vor, hielten dann wieder, dann weiter; schließlich 
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