Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

wehr und all meine» Mut zusammen und ging heraus aus der 
Stellung. Drüben wurde nun ebenfalls eine weiße Fahne 
geschwenkt, und eö zeigte sich im feindlichen Schützengraben 
eine Reihe neugieriger Köpfe. Beide weiße Flaggen, die 
unsrige und die feindliche, werden wiederholt geschwenkt; drü¬ 
ben ging aber keiner aus dem Graben heraus. Ich ging fünf¬ 
zig Schritte vor, dann hundert Schritte, brüllte, was ich 
konnte, ein französischer Offizier möchte kommen; es kam aber 
keiner. Der Pfarrer, ein braver Mann, schrie mit, um viel¬ 
leicht mit seiner besseren Aussprache des Französischen mehr 
Eindruck auf seine Landsleute zu machen. Drüben ging im¬ 
mer noch keiner heraus. Wieder dreißig Schritte vorwärts; 
nun wurde ich wütend, denn ich fürchtete eine Falle. Das 
„Approchez-vous!" beantwortete ich mit Schimpfen und 
fragte brüllend an, ob denn kein Offizier da fei, der sich 
fünfzig Schritte aus seinem Loch herauswage. Endlich kam 
einer. „Ihr Mann soll weggehen, der trägt ein Gewehr, 
Sie selbst tragen Waffe, was wollen Sie?" Ich gebe mei¬ 
nem Begleitmann meinen Mauser und schicke ihn fünfzig Me¬ 
ter zurück, verbiete dem Pfarrer jede Unterhaltung mit seinen 
Landsleuten und gehe auf fünfzehn Meter an den französi¬ 
schen Graben vor. Nun steigt ein korpulenter, aber schnei¬ 
diger Leutnant raus, wir stellen uns vor, und ich schlage ihm 
Waffenruhe zum Begraben der Toten vor, indem ich ihn da¬ 
rauf Hinweise, daß es fast nur Franzosen seien, und daß es 
Soldaten- und Christenpflicht sei, die Armen zu beerdigen. 
Eine Stunde wird gewährt, die Grenze für beide Beerdi- 
gungsmannschasten bezeichnet, und nun beginnen die Kom¬ 
mandos, die Toten zusammenzulesen und zurückzutragen. Un¬ 
sere Unterhaltung ist höflich, aber reserviert; er behauptet, 
wir seien am Kriege schuld, Guillaume, unser Kaiser, oder 
14« 
211
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.