Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

und wir sind noch immer nicht da; plötzlich ein Ruck, meine 
Rückenstütze, die Wagenwand bewegt sich und wird von außen 
zurückgeschoben, eben erhalte ich mich noch im Gleichgewicht. 
Der Wagen hatte eben zwei Rolltüren. DaS war ungemüt¬ 
lich, so steige ich wieder aus. Meine Laterne aus dem KriegS- 
koffer erhellt das Gleise, und eine rote Mütze, auch nachts gut 
erkennbar, zeigt mir den Stationsvorstand. Nach verschiede¬ 
nen Auseinandersetzungen erfahre ich, daß unser Zug doch nach 
St. Quentin soll, 14 Offiziere müssen auch noch mit, und so 
wird ein neuer Wagen angehängt, worin ich ein Abteil 
2. Klasse erhalte mit meinem Gepäck. 
Bald geht nun der Zug ab, und am Morgen sind wir in 
der Nähe von Löwen. Zerstörte Häuserfronten, alleinstehende 
Mauern, Schützengräben, Stacheldrahtzäune, rasierte 
Böschungen, hier und da ein einsames Kreuz, wo das, was 
von unseren Tapferen vergänglich ist, ruht, erzählen von den 
Ereignissen der vergangenen Tage. Auf den Feldern pflügen 
Bauern mit Eseln, wohl in Ermangelung von Pferden. Der 
Zug geht nun beständig, aber langsam gegen Brüssel. Kaffee 
oder Nahrungsmittel find nicht zu erhalten. Zwischen MonS 
und ValencienneS und Cambrai bleibt der Zug wiederholt 
stundenlang auf freiem Felde liegen, weil die Strecke mit 
Transportzügen besetzt ist; hier kann man nichts kaufen, und 
auf den Stationen ist der Aufenthalt zu kurz, weil Platz ge¬ 
macht werden muß für die nachkommenden Züge. Am 
13. Oktober, nachts halb 3 Uhr, stehen wir vor ValencienneS. 
Gegen Morgen machen die Soldaten Feuer neben den Gleisen, 
um sich oder ihre Konserven zu erwärmen, die Offiziere holen 
heißes Wasser von der Lokomotive, um Tee zu kochen; ich nehme 
meine Feldflasche und tue desgleichen. Morgens 8 Uhr fahren 
wir in die Station ein; die Soldaten erhalten hier Ver- 
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