Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Personen ein, der Zug setzt sich wieder in Bewegung. Nach 
kurzer Zeit öffnet sich die Tür meines Abteils, ein Reisender 
bittet um einen Verband für einen Verwundeten. Derselbe 
hatte einen Schuß im Oberschenkel erhalten. Während des 
Verbandanlegens erzählte er mir, nach der Verwundung sei 
er noch eine Stunde auf dem Boden umhergekrochen und in¬ 
folgedessen war die Wunde infiziert worden und er am Starr¬ 
krampf erkrankt. Einigermaßen wieder hergestellt, befand er 
sich setzt auf der Heimreise. 7 Uhr morgens kamen wir in 
Frankfurt an. Auffallend bemerkbar sind die vielen Sanitä¬ 
ter mit Tranöportwagen. Verwundete werden weggefahren 
oder hinken allein weiter, andere werden von Sanitätern ge¬ 
stützt; auf ihren Gesichtern sind die Zeichen ausgestandener 
größter Strapazen zu lesen. Anläßlich des Falles von Antwer¬ 
pen wird in Frankfurt nachts von 12 bis 1 Uhr mit allen 
Glocken geläutet, überall weht die deutsche Flagge. 11. Ok¬ 
tober, morgens 9.05 sind wir in Bingen; immer wieder er¬ 
freut sie das Herz, diese liebliche Gegend am grünen Rhein. 
Hoch oben am Niederwald grüßt die Germania und schaut 
ernsthaft hernieder auf die Wachtposten, ein ungeahnter An¬ 
blick in dem anmutigen Gelände, seit ihrer Errichtung hat sie 
das nicht gesehen. In Boppard erscheint eiligst ein alter Herr, 
die Rote-Kreuz-Binde am Arme, einen Eimer mit Tee tra¬ 
gend, ein Wehrkraftsunge mit einem Korb voll geschnittenen 
Schwarzbrotes begleitet ihn. Weiter geht es! Ein kleiner 
Junge, mit Helm und Gewehr bekleidet, steht auf der Straße 
Wacht, ernsthaft salutiert er. Von Zeit zu Zeit ein Land¬ 
sturmposten erinnert allein in diesem schönen Rheintal an den 
Ernst der Zeit. 
Nachdem ich dem ehrwürdigen Kölner Dom einen Besuch 
abgestattet, besteige ich mit meinen zwei Säcken den Zug nach 
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