Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

länger gegangen ist, als sonst Briefe von Deutschland nach 
Amerika gehen. Ja, wenn dieser unglückliche Krieg erst 
einmal zu Ende wäre! Ein jeder würde aufatmen, und wir 
würden gern von hier zu Fuß nach Hause laufen. Von uns 
allen wird es als ein Glück empfunden, daß der Kriegsschau¬ 
platz nicht Deutschland ist. Ich war schon auf Schlachtfeldern 
und bin durch Gegenden gekommen, über die der Krieg dahin- 
gebrauft war. Und man geht fehl, wenn man glaubt, daß die 
Deutschen das alles zerschossen haben. Sehr viel kommt auf 
das Konto der Engländer, die selbst große Städte, in denen 
sie Deutsche vermuteten, außerordentlich scharf unter Feuer 
genommen haben. Seit ungefähr 8 Tagen habe ich mit noch 
einem Unteroffizier aus Badenfelde die Wache mitten in der 
Stadt (die Hauptwache mit 51 Mann). Vor unserem Ge¬ 
bäude haben wir einen Platz, in dessen Mitte eine Marien¬ 
säule steht. Der Betrieb auf diesem Platze ist außerordent¬ 
lich. Immer stehen hier 40 bis 50 Automobile, andere rasen 
fortwährend über den Platz. Dazu kommen die elektrischen 
Wagen, die Munitionskolonnen — oft 250 bis 500 Wagen 
hintereinander, dann Kavalleriepatrouillen, ein buntes und 
wildes Durcheinander, Kriegsbilder in immer wechselnden 
Farben. Flieger kreisen ständig eine Menge in der Lust, mich 
hat ein englischer auch zweimal mit seinem Besuche beehrt. Die¬ 
ser ist aber an dem letzten Tage von unseren Truppen herun¬ 
tergeschossen worden. Ueber den Krieg selbst könnt Ihr 
Euch daheim schwerlich ein richtiges Bild machen. Es ist 
grauenhaft. Tagelang liegen die Verwundeten hinter der 
Front. Aus den Schützengräben darf von unseren Leuten 
keiner heraus, da er sonst sofort weggeschossen wird. Den 
Versuch, einen zu retten oder zu erlösen, würden die Wage¬ 
hälse mit ihrem Leben bezahlen. Ebenso müssen die Kameraden 
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