Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Das war eine schöne Zeit in Lille. Von unserer Eskadron 
waren 3 Mann auf Pferdesammelstelle. Aber sonst war noch 
alles da. Ulanen, Schwere Reiter, Husaren, Dragoner, und 
was es sonst für Kavallerie gibt, alle hatten kranke und ver¬ 
wundete Pferde, die der Heilung und Schonung bedürftig wa¬ 
ren. Ich hatte auch zwei solche Pferde zu versehen, das eine 
hatte einen Satteldruck und das andere einen Schuß im rech¬ 
ten Hinterschenkel. Die Stadt Lille war verpflichtet, jedem 
Soldaten, der in der Stadt einquartiert war, 5 Franken pro 
Tag zu bezahlen. Das paßt uns natürlich. Wir hatten un- 1 
sere Löhnung und außerdem das Geld, da konnte man sich schon 
was leisten, und wir machten natürlich ausgiebigen Gebrauch 
davon. Lang entbehrte Sachen, wovon man draußen im Felde 
immer geträumt hat, wurden gekauft. Da gab es alles, was 
das Herz begehrte. Lille ist eine Stadt ungefähr so groß wie 
Nürnberg. In den Kasernen konnten wir nicht untergebracht 
werden, denn sie waren schon total überfüllt von Soldaten, und 
infolgedessen bekamen wir Privatquartier. Alles nur fein, 
sage ich Dir. Ich war mit 3 Mann zusammen einquartiert 
in einem Haus, dessen Besitzer schwerreich gewesen sein muß. 
Es waren da zwei Damen, zwei Herren und ein Fräulein. So 
fein habe ich noch nie gegessen. Alles mögliche kam auf den 
Tisch, dabei zu jeder Mahlzeit zwei Flaschen Wein, Kaffee und 
Zigaretten. Wir dinierten jedesmal eine Stunde. Im An¬ 
fang genierten wir uns ein wenig, aber es dauerte nicht lange, 
da waren wir wie zuhause. Feine Betten hatten wir auch, 
wir schliefen da entschieden besser, als im Heustadel oder im 
Straßengraben. Es war nur schade, daß es nicht lange dauerte, 
nach 14 Tagen mußten wir wieder abdampfen. Die schöne 
Zeit in Lille werden wir nie vergessen. Solange wir in Lille 
waren, gingen täglich Züge mit Verwundeten nach der Hei- 
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