Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

auf der ganzen Linie das schönste Konzert aller Sorten von 
Brummern zu hören. Das gibt dann ein Nachtftück von furcht¬ 
barer Schönheit. Meine Feldhaubitzen tragen dazu noch be¬ 
sonders bei, wenn sie im Bogenschuß feuern. Wie eine Rakete 
fährt dann der eiserne Gruß, einen Kometenschweif nach sich 
ziehend, in hohem Kreisbogen über das dunkle Land, um drü¬ 
ben, in den feindlichen Linien, mit Heller Feuererscheinung und 
mit einem Rollen wie ferner Donner seine Bahn zu beschlie¬ 
ßen. 
Nordwesiwärts von Lille. 
Quesnoy, im Schützengraben, 26. Oktober 1914 
Bald liegen wir im Schützengraben, bald ist heftiges Ar¬ 
tilleriefeuer, bald wird gestürmt — keiner, der in der Heimat 
sitzt, kann sich auch nur annährend ein Bild vom Kriegsschau¬ 
platz machen. Wir haben vor 14 Tagen die Festung Lille er¬ 
stürmt und gegen 5000 Gefangene gemacht, von denen 1000 
tot in den Trümmern der Vorstadt lagen. Seitdem sind wir 
20 Kilometer nördlich vorwärts gedrungen, immer im heftigen 
Kampf mit den Engländern, von denen wir auch schon einige 
tausend gefangen haben. Wir liegen noch genau 50 Kilome¬ 
ter südlich vom Kanal, an dessen Küste wir gelangen wollen. 
Wir waren zuerst an der Aisne, gehen aber jetzt, zusammen 
mit den Antwerpener Truppen, an den Kanal vorwärts. Wir 
haben erst gestern wieder drei Dörfer beschossen und dann im 
Sturm genommen, die toten Engländer lagen wie gesät auf 
der Straße, und in der Nacht haben wir wieder einen Sturm 
auf eine festungsartig ausgebaute Brauerei gemacht und darin 
1400 Engländer gefangen. Natürlich läßt sich Derartiges 
nicht vollbringen, ohne daß wir auch von unserer Seite schwere 
Opfer gebracht haben. Ich habe schon oft im Feuer gelegen, 
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