Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

nebeneinander auf Stroh gebettet. Die Luft darin ist nicht ge- 
rade ambrosisch, aber man kampiert wenigstens einigermaßen 
warm und trocken. Es wäre sogar manchmal wunderschön, 
wenn die Nachtruhe nicht allzu oft in unerwünschter Weise 
durch geräuschvolle kleine Intermezzi gestört würde. Das 
pflegt so zuzugehen: irgendwo in weiter Ferne hebt ein Bro¬ 
deln an wie das Sieden eines großen Wurstkessels — fernes 
Schützenfeuer. Das Brodeln kommt näher, wird lauter und 
lauter, springt von einem Schützengraben auf den anderen 
über, und schließlich ist auf der ganzen Schlachtfront das 
Wurstkochen im schönsten Gang. In der Nähe nimmt sich das 
Infanteriefeuer anders aus: wie Schwärme zwitschernder und 
pfeifender Vögel kommt es aus dem Dunkel angeflogen, und 
man muß, wenn man draußen im Freien steht, schon etwas an 
sich halten, um nicht anfängermäßig den Kopf zu ducken, wenn's 
ringsum pfeift und zwitschert. 
Mit besonderer Bosheit und Tücke Pflegen fich diese Blei¬ 
vögel bei Nacht in den Eindeckungen gerade über den Köpfen 
der Schlafenden einzunisten, was sich dadurch bemerkbar macht, 
daß einem mitten in den schönsten Träumen eine kleine La¬ 
dung Erde ins Gesicht fällt. Geschieht dies öfters, so wird 
es für den Königlichen Leutnant und Batterieführer Zeit, auf 
allen Vieren kugelumpfiffen aus seinem Maulwurfsloch her¬ 
auszukriechen und mit einem lauten „An die Geschütze!" die 
Batterie zu alarmieren, damit diese ihr Teil zu der kleinen 
Nachtmusik beisteuert. Ein wundervoll markiges Dröhnen 
geht dann in die Nacht hinaus. Oft wird der gewünschte Er¬ 
folg erreicht: die kleinen Zwitschervögel hören erschreckt auf die 
Drohung der großen Brummer und geben allmählich Ruhe. 
Manchmal aber tritt die entgegengesetzte Wirkung ein: die 
feindlichen Batterien werden lebendig, und bald bekommt man 
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