Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Mann vorneweg. Elf rothosige Reiter entweichen. Aber von 
jetzt an verfolgen uns stets Radfahrer in Zivil. Diese Bie¬ 
ster haben manchen braven ReiterSmann auf dem Gewissen. 
Die Stadt wird dichter, alles ist voll Leute, aber wie wir an¬ 
kommen, sind die Straßen leer. Hinter den Läden hört und 
ahnt man das Volk gucken. Mit vier Mann als Spitze rei¬ 
ten wir vorneweg, T. und ich, hinter uns die anderen 20 im 
Trab über das glatte Pflaster; über Wattrelos kommen wir 
nach Tourcoing rein. Rasch wird dort abgesessen und ein 
bißchen Schinken und Brot gekauft. Das war sehr leicht¬ 
sinnig, die Straßen sind im Nu voller Leute. Es geht wei¬ 
ter, schon sage ich zu T>: „Ich gratuliere, nu sind wir raus," 
da — bum erhalten wir von englischer Kavallerie Feuer, das 
sofort von den Einwohnern unterstützt wird. Einem Husar ist 
der Mittelfinger weggeschossen und die Kugel bleibt im Kop¬ 
pel stecken, das ihm so das Leben rettet. T. erhält einen ganz 
leichten Streifschuß, den wir erst später feststellen. Was tun? 
Schießen, dann sind wir verloren. Die Einwohner sind feind¬ 
lich. Ich nehme die Lanze des Verwundeten und nun, eng 
geschlossen, durch die dichtgefüllten Straßen. War das ein 
angenehmes Gefühl die Lanze. Ich hätte nie gedacht, daß mir 
die Waffe ein solches Sicherheitsgefühl geben könnte. Der 
Auflauf wird immer größer, jetzt heißt es „durch". Den 
Feind im Rücken, vor uns die Riesenstadt. Ich sage rasch T., 
was ich vorhabe, und nun in Karriere durch die Anlagen zu 
einem anderen Stadtteil. Das, was ich vorhatte, ging von 
selber. Schon ruft mir, der ich vorneweg ritt, ein Bürger zu: 
„Anglais?" Worauf ich lebhaft bejahte. Allmählich drang 
es durch; Tüchergeschwenke. Zurufe. Ein Polizist und ein 
Soldat salutierten. Aber scheußliches Gefühl, wenn die ge¬ 
wußt hätten, daß wir Deutsche sind, dann säße ich wohl jetzt 
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