Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

ber gings dann wieder vor nach Lille. Nachdem dann die 
Stadt zwei Tage lang von unserer Artillerie beschossen wurde, 
ergab sich Lille. Nachts drei Uhr. Morgens acht Uhr zog 
die Landwehr-Eskadron als erste in Lille ein. Wir befreiten 
unsere vier Gefangenen und fanden unsere Verwundeten gut 
vor. An uns zogen dann mittags die gefangenen Franzosen, 
auch viele Schwarze, vorbei. Ein Ulan von uns, welcher 
Gefangener war, sagte, die Schwarzen wollten alle unsere 
Gefangenen niedermachen, die Franzosen ließen es aber nicht 
zu. Auch viele Pferde wurden erbeutet. Unsere Artillerie 
hat Lille ordentlich geantwortet. Das Eiserne Kreuz erhiel¬ 
ten von uns 5 Offiziere, 4 Unteroffiziere und etwa l 2 Mann. 
Die Erstürmung von Lille. 
Am 12. Oktober 1914 sollten wir die Festung Lille stür¬ 
men. Da wurde ich wieder auf Schleichpatrouille geschickt, 
mußte über Hecken und Zäune klettern, über eine offene 
Straße laufen und einen dichten Wald durchqueren, an dessen 
Rand ich von den feindlichen Vorposten Feuer bekam. Als 
sie sich beruhigt hatten, bin ich durch die feindliche Posten¬ 
kette hindurch, über Drahtverhaue den Wall emporgeklettert 
und habe festgestellt, wo der Feind sich eingeschanzt hatte. Dann 
habe ich's unserem Hauptmann gemeldet. Am selben Tage, 
nachmittags Vs4 Uhr, haben wir dann, die 9. und 12. Kom¬ 
pagnie und das I.Bataillon, die Festung Lille gestürmt und 
4500 Franzosen und Engländer zu Gefangenen gemacht. Als 
wir auf dem Wege zum Markt waren, um Befehle zu holen, 
sind wir aus den Häusern beschossen, aber glücklicherweise nicht 
verletzt worden. Ich werde voraussichtlich schon in den näch¬ 
sten Tagen zum Unteroffizier befördert werden. 
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