Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Um 5 Uhr kam der Befehl, in die Stadt einzumarschieren. 
Schon nach wenigen Schritten kam uns ein Offizier mit Be¬ 
gleitung unter der weißen Fahne entgegen und übergab un¬ 
serem Regimentskommandanten die Stadt. Wie atmeten alle 
erleichtert auf; denn wir hatten uns schon auf einen lang¬ 
wierigen Häuserkampf gefaßt gemacht. Als wir dann ins 
Innere der Stadt kamen, sahen wir freilich, welche Ver¬ 
heerungen unsere Artillerie angerichtet hatte. Ganze Häuser¬ 
viertel waren zerschossen und in Brand geraten. Die ganze 
Besatzung wurde gefangen genommen, mehrere Geschütze und 
viele Pferde erbeutet. 
An den aufgestapelten Vorräten der Besatzung und der 
Geschäfte haben wir uns natürlich gütlich getan und eine Un¬ 
menge Oelsardinen, Wein, Biskuit, Schokolade und derglei¬ 
chen mehr zu essen bekommen. Es wurde so viel requiriert, 
daß wir auch beim Abmarsch noch Tornister und Taschen mit 
allerlei Delikatessen vollgestopft hatten. Anderntags mittags 
löste uns eine Landwehrbrigade ab. 
Wir blieben dann noch fünf Tage als Korpsreserve in ei¬ 
nem nördlichen Vorort von Lille liegen und haben uns gut 
wieder ausgeruht. Die Verluste beim Sturm waren ver¬ 
hältnismäßig ganz gering. 
Auf Patrouille in Lille. 
Nun will ich Euch noch erzählen, wie ich vor vier Wochen 
Lille eingenommen habe. Unser Regiment hatte zwei Fern¬ 
patrouillen ausgesandt, Leutnant E. und mich. Ich kam an 
eine besetzte Brücke, saß zum Feuergefecht ab und überraschte 
damit die Franzosen so, daß sie wegliefen. Leider wußte ich 
nicht, daß außer diesem Posten nur der Bahnhof besetzt war, 
sonst hätte ich nachgestoßen und ein Maschinengewehr erbeutet. 
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