Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

und dazu noch Zahnschmerzen!), wurde ich Batterieführer, mein 
bisheriger Chef rückte zum Abteilungsführer auf. 
Wir gruben uns östlich von Lille ein und eröffneten im 
Morgengrauen im Verein mit zwei Armeekorps, die in der¬ 
selben Nacht konzentrisch heranmarschiert waren, das Bombar¬ 
dement. Die Geduld der deutschen Befehlshaber war erschöpft: 
dreimal war vergeblich parlamentiert, zweimal in hinterlisti¬ 
ger Weise von Zivil oder Militär aus den Häusern auf die ein¬ 
ziehenden Truppen gefeuert worden. Jetzt hieß eS zu schärferen 
Maßregeln greifen. Man schoß langsam, mit großen Pausen 
und unter aller Schonung der Kirchen und Krankenhäuser. 
Am Abend stand ein.Stadtteil in Flammen. Von einer Die¬ 
nerstube hoch im Dachstock des prunkvollen Schlosses an der 
Landstraße, wo ich in dieser Nacht einige Stunden auf ma¬ 
tratzenlosem Bette lag, hatte ich den schauerlich schönen Anblick 
des brennenden Lille. Um drei Uhr nachts kam die Nachricht 
von der Kapitulation. 
Wir lagen gegen Mittag auf dem großen Exerzierplatz vor 
der Zitadelle, der Zuteilung der Quartiere gewärtig, unser 
Detachement und kleine Teile der anderen Armeekorps, die 
mit uns Lille angegriffen hatten. Da kam aus der Zitadelle 
ein trauriger Zug. Voran ein paar französische Offiziere, 
dann, in Reihen geordnet, weiße Fahnen voran, lange Züge 
Gefangener. Sie mußten sich flach auf den Boden legen und 
wurden von unserer Infanterie umstellt. Weitere Trupps 
fanden sich später aus allen Teilen der Stadt ein. Im ganzen 
waren es annährend 5000 Mann, die die Waffen streckten. 
Einem Teil der Besatzung war es gelungen vor unserm An¬ 
marsch abzuziehen. Die Gefangennahme der höheren Offi¬ 
ziere erfolgte im Vorhof einer kleinen Villa nahe der Markt¬ 
halle. Sie vollzog sich in den ritterlichsten Formen: beider- 
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