Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

ten und allen Materials an Geschützen und Wagen aus dem 
brodelnden Hexenkessel zur Versammlung vor die Tore der 
Stadt zurück. Eine abgeschnittene Kompagnie fand sich spä¬ 
ter wieder bei der Truppe ein. Das erwartete Nachdrängen 
des Feindes unterblieb. 
Ich will keine Mutmaßung darüber anstellen, wie man 
höhererseits den Straßenkampf in Lille beurteilen wird. Wir 
Augenzeugen und Teilnehmer des Kampfes erblicken in ihm 
eine vielleicht nicht glückliche, aber jedenfalls durchaus rühm¬ 
liche Episode. Das Detachement blieb erstaunlicherweise von 
erheblichen Verlusten verschont, ging moralisch völlig ungebro¬ 
chen aus der heimtückischen Vorstadt zurück, um am nächsten 
Morgen von neuem kampfbereit vorzustoßen. Keinen der Füh¬ 
rer trifft ein Vorwurf: wir halten mehrere Meldungen, daß 
Lille samt Vororten vom Feinde geräumt sei, durften also 
Einzug halten. Die uns überfallende Infanterie war gerade 
erst im Augenblick unseres Einmarsches in zwei Transportzü¬ 
gen angekommen und in den Häusern der Vorstadt versteckt wor¬ 
den. Ein Stachel allerdings bleibt: wir wichen vor einem an 
Zahl wahrscheinlich unterlegenen oder jedenfalls nur wenig 
überlegenen Gegner zurück. Aber man mache sich klar, was es 
heißt: als kilometerlange Marschkolonne zwischen engen Mau¬ 
ern gegen einen fast ganz unsichtbaren, aus Dächern und Fen¬ 
stern und Kellerlöchern schießenden Feind und eine hinterlistige 
Einwohnerschaft kämpfen, und man wird den Entschluß un¬ 
seres Führers, von solch heißem Boden zu weichen, begreiflich 
und verständig finden. Das wird auch die offizielle Auffassung 
vom Liller Straßenkampf sein. Und die Anerkennung für die 
beteiligten Truppen ist, wie man hört, schon unterwegs. 
Ich verlor in der Liller Vorstadt meine ersten Leute. Die 
Infanterie hatte viel Leichtverwundete, wir verloren mehrere 
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