Volltext: Illustrierte Kriegschronik des "Kikeriki"

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Der Weihnachtsabend. (Frei nach Dickens.) 
Michel war tot, damit wollen wir anfangen. Ein Zweifel 
darüber kann nicht stattfinden. Der Schein über seine Bestattung in 
Frankreich war von French, Ioffre und Kitchener ausgestellt. Grey 
unterschrieb ihn, und Greys Name wurde auf der Börse respektiert, 
wo er ihn nur hinschrieb. Michel war also tot, mausetot. 
Also war Greys Jahresarbeit eigentlich vollendet, er konnte 
seine Weihnachtsferien beginnen. Er lehnte sich in seinem Klubsessel 
zurück, um ordentlich auszurasten . .. 
Da trat ein altes Männchen in der Tracht von 1815 zur Tür 
herein und sprach: 
„Edward, kennst du noch deinen Ahn? Er kommt, dir zu 
erzählen von Weihnachten vor fast 100 Jahren. Das war eine 
glückliche Zeit. Napoleon bei Waterloo geschlagen durch Wellington 
und Blücher, das Gespenst der Kontinentalsperre von England ab- 
gewendet! Ich sagte zu meiner Frau: Jetzt geht alles wieder gut. 
Jetzt können wir unfern Sohn studieren lassen, in Deutschland, wo die 
großen Professoren sind, damit was Tüchtiges aus uns Greys wird!" 
Der kleine Alte verschwand, und ein riesiger Kosak betrat das 
Zimmer: 
„Pan Grey, ich soll Präsente bringen vom Zaren für Ihre 
Kinder zum Weihnachtsfest 1914. Spielwaren haben wir keine, 
die hat alle der Michel gemacht, dafür schickt der Zar den Kindern 
Schnaps und eine Knute! Er erwartet, daß Sie ihm dafür Kon¬ 
stantinopel schenken!" 
Mit schweren Tritten trottete der Kosak hinaus und ein Chinese 
trat ein! 
„Komm' mit, Engländer!" sagte er, „Du mußt mir etwas 
erklären. Du bist der einzige in ganz Anglochina, der noch heute, 
im Jahre 2014, englisch kann." 
Grey erhob sich willenlos und folgte dem Chinesen auf den 
Londoner Friedhof. Vor einem Grabstein im Verbrecherwinkel blieb 
der Chinese stehen und sagte zu Grey: Was steht hier? Über¬ 
sehe mir das!" 
And Grey las zitternd die englische Inschrift: 
„Lier liegt Edward Grey, der Arheber des Weltkrieges. 
Der die fremden Rassen nach Europa brachte. 
Er sei verflucht!" 
Schweißtriefend — erwachte Grey und sah gerade, wie eine 
deutsche Taube eine Bombe auf London warf. 
„Gott sei Dank", sagte der Sir, „Konstantinopel wird noch 
nicht russisch, und England ist noch nicht chinesisch; denn der 
Michel lebt noch ! Jahrgang 1914, Nr. 52.
	        
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