Volltext: Einst und Jetzt [1] ; ([1] ; 1827)

Der Mond*). 
tlnfcc alle» sonderbaren Entdeckungen die uns das Te- 
leskop verschafft hat, find die den Mond betreffenden bei 
weitem die interessantesten. Der Mond scheint uns der Sonne 
im Glänze am nächsten zu kommen , und da er der' unzer- 
trennliche Begleiter unserer Erde, und uns bedeutend na- 
her ist, als irgend ein anderer Himmelskörper, so zieht er 
natürlich die Aufmerksamkeit des Beobachters hauptsachlich 
an. Betrachtet man den Mond mit bloßem Auge, so be- 
merkt man verschiedene dunkle Flecke, welche, wie sich ver- 
muthen läßt, durch Unebenheiten auf seiner Oberfläche und 
unregelmäßige Theile von Land und Wasser, wie auf unse- 
rer Erde entstehen mögen. Untersucht mittelst des Telesko- 
pes, sind diese Flecke von ungeheurer Anzahl, und erstrecken 
sich in großer Mannigfaltigkeit über die ganze Oberfläche; 
der Mond erscheint dann auch offenbar mehr emporragend 
in der Mitte, als an den Rändern, und als eine Kugel , 
und nicht als eine flache Scheibe, wie er dem bloßen Auge 
vorkommt. 
Einige merkwürdige Flecke findet man beständig in dun- 
keln Schatten, an der, der Sonne entgegengesetzten Seite, 
und lichte, ander ihr nächsten Seite. Andere Flecke wer- 
den eben so beständig erleuchtet an der entferntesten Seite 
wahrgenommen. Diese beiden Schatten werden kürzer, wenn 
die Sonne gerader auf die Fläche des Mondes scheint, oder 
wenn er sich dem Vollmonde nähert, und zur wirklichen Zeit 
des Vollmondes verschwinden sie ganz. Während des dritten 
und letzten Viertels erscheinen die. Schatten wieder, aber 
alle fallen auf die entgegengesetzte Seite des Mondes, ob- 
gleich noch mit demselben Unterschiede, nämlich: daß eine 
Partie Flecke dunkel und schattig auf der von der Sonne 
entferntesten Seite, und die andere dunkel an der Seite zu- 
nächst der Sonne ist. 
Ästronomen haben hieraus vermuthet, daß die ersteGat- 
tung Flecke Berge, und die andere Thäler sind. Und in der 
That, wenn wir diese Erscheinungen mit dem vergleichen, 
*) Beiliegende Abbildung ist der Anblick des Mondes durch ein 
200 bis 200 Mal vergrößerndes Teleskop. Die dunkeln Theile 
halt man für Wasser, Seen, Meere u. dgl. z die Hellern für 
Land. 
was wir von der Wirkung des Sonnenscheines auf Berge 
und Thäler der Erde beobachten, so können wir ohne Schwie- 
rigkeit die Annahme jener Berge und Höhlungen auf dem 
Monde zugeben. 
Wenn der Mond gehörnt und höckerig ist, erscheint eine 
Seite genau abgegränzt und rund, die andere aber zackig 
und uneben. Es gibt dann kein regelmäßiges Licht, das Licht 
und Dunkelheit begränzt, sondern die. Gränzen dieser Theile 
erscheinen gleichsam gezahnt oder gekerbt, und mit unzähli- 
gen Kerben und Brüchen durchschnitten, und selbst in dem 
dunkeln Theile, an den Gränzen der leuchtenden Oberfläche, 
kann man keine Räume sehen, welche von der Sonne er- 
leuchtet sind. Um den vierten oder sechsten Tag nach dem 
Neumonde , lassen sich einige helle Punkte, gleich Felsen 
oder kleinen Inseln, innerhalb des dunkeln Meerkörpers 
bemerken; an dem rauhen Rande kann man andere kleine 
Räume wahrnehmen, welche an die erleuchtete Oberfläche 
gränzen, aber in den dunkeln Theil hinausgehen. Diese ver- 
ändern ihre Gestalt nach und nach, bis sie endlich ganz in- 
nerhalb in die erleuchtete Fläche kommen, und gar keine 
dunkeln Theile um sich herum haben. Andere lichte Stellen 
lassen sich nach einander entstehend, wahrnehmen, und er- 
scheinen innerhalb des verdunkelten Theiles des Mondes, 
welche zuvor ganz in Schatten getaucht, folglich unsichtbar 
waren. In den abnehmenden Phasen des Mondes läßt sich 
das Gegentheil wahrnehmen. Die lichten Räume, welche zu- 
vor in der allgemeinen erleuchteten Oberfläche eingeschlossen 
waren, weichen allmählig von ihr zurück, und, nachdem sie 
einige Zeit in ihrem isolirten Zustande geblieben sind, ver- 
schwinden sie gänzlich. Auch dieß sind Thatsachen, welche be- 
weisen, daß die lichten Punkte oder Spitzen höher sind, als 
die allgemeine Oberfläche des Mondes. 
Die Erscheinung dieser erleuchteten Flecke, vor und hin- 
ter der übrigen Oberfläche, gewährt praktischen Astronomen 
eine leichte Methode, die wirkliche Höhe der Berge, zu de- 
\un sie gehören, zu bestimmen. Einige derselben findet man 
höher, als anderthalb englische Meilen. 
Mit sehr vergrößernden Teleskopen hat man entdeckt, 
daß vulkanische Ausbrüche in verschiedenen Gegenden der
	        
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